Das eingeschränkte Leben

Folgen mangelnder und traumatischer Bindungserfahrungen

Klaus E. Grossmann und Karin Grossmann

Primatenkinder kommen mit einem Repertoire von Ausdrucksverhalten auf die Welt. Diesem Repertoire entsprechen Verhaltensweisen der Eltern, meistens der Mütter, die auf die kindlichen Ausdrucksmuster reagieren und auf diese Weise den kindlichen Ausdruck von Emotionen regulieren. Harry Harlow, der als erster in großem Umfang experimentelle Untersuchungen zur emotionalen Entwicklung von Rhesusaffen durchführte, sprach von „affektiven Systemen“. Evolutionsbiologisch gesehen sind die Verhaltensmuster der Jungtiere und der Elterntiere aufeinander bezogen und als ein solches System ausgelesen worden. Bei höher entwickelten, sozial lebenden Tieren bieten die Eltern Schutz vor Feinden, aber auch vor Unbekanntem, vor Fremdem und fremden Menschen, vor Gefahren, sogar vor Neuem. Er wird durch die Nähe des schutzbedürftigen Kleinkindes und zum beschützenden Erwachsenen gewährleistet. Im Rahmen dieses Schutzes, der psychische Sicherheit einschließt, entwickeln sich auch soziale Kompetenzen.
In einem 1958 veröffentlichten Dokumentarfilm von Harry Harlow mit dem Titel The Nature and Development of Affection findet sich die folgende Szene: Ein an einer Mutterattrappe aufgezogenes Jungtier ist durch eine Glastür von der Mutterattrappe getrennt, zwischen der Glastür und der Mutterattrappe auf der anderen Seite des Raumes befindet sich eine Barriere. Zwischen dem Jungtier und dem Muttertier wird ein angstauslösender neuer Gegenstand eingeführt. Bei Harlow waren dies etwa ein blecherner Armeejeep, ein trommelschlagender Teddybär oder ein überdimensionaler hölzerner Grashüpfer. Lerntheoretische Überlegungen postulierten in den 50er Jahren, dass das Tier bei furchtauslösenden Reizen die Distanz zwischen sich und dem neuen Reiz vergrößert. Viele behavioristische Lernexperimente wurden nach diesem Prinzip durchgeführt. Dies trifft aber für Primaten nicht zu, denn sie erreichen psychische Sicherheit nur durch schützende Nähe zum vertrauten starken, erwachsenen Tier, auch wenn sie dabei in gefährliche Nähe zum Angstreiz geraten. Dies geschieht in Harlows Filmfragment innerhalb weniger Sekunden: Das Jungtier springt mit einem großen Satz über den furchtauslösenden Gegenstand hinweg, um sich heftig atmend fest an die weiche Oberfläche der zylindrischen Mutterattrappe anzuschmiegen. Danach riskiert es einige Blicke in Richtung des neuen verunsichernden Reizes, und erkundet ihn dann allmählich in immer größeren Abständen, immer länger und immer weiter von der sicheren Basis der Mutterattrappe aus. Langsam verschwindet die Angst, der ursprünglich furchtauslösende Reiz verliert dadurch allmählich diese Eigenschaft, er wird vertraut oder „familiar“, wie es im Englischen heißt (Harlow, 1958).
Bei kleinen Menschenkindern reift der Bewegungsapparat sehr viel langsamer als bei den übrigen Primaten. Sie haben dafür aber ein sehr ausgeprägtes Ausdrucksverhalten, und man kann ihre Bedürfnisse an vielen Merkmalen erkennen. Der Muskeltonus z.B. zeigt sich in den Händchen, am Kinn (Papousek, Papousek und Kestermann, 2000), in Zustandsänderungen, Aufmerksamkeit, Unruhe, in der Art des Weinens (Brazelton, 1984; Grossmann, 1977) und vor allem in den stark ausgebildeten Gesichtsmuskeln, die den menschlichen Gesichtsausdruck formen. Charles Darwin hat sich 1872 damit auf bahnbrechende Weise befasst und dafür Zeichnungen aus einem Handbuch der systematischen Anatomie des Menschen von Henle übernommen (Darwin, 1998, S. 29/30). Er hat damit auch für die Entwicklungspsychologie Perspektiven eröffnet, die erst jetzt, nach 130 Jahren, ihre ganze Tragweite erkennen lassen (Ekman, 1998 a; Ekman, 1998 b).

In der Natur wird die beschriebene Funktion überwiegend, wenn nicht ausschließlich von den Müttern der Kinderü bernommen. Die Funktion der Mutter als Sicherheitsbasis ist überall dort deutlich zu beobachten, wo das Kind durch eine gewisse Unvertrautheit mit der Situation verunsichert ist.

Wird eine Bedrohung oder Verunsicherung wahrgenommen, so „sichert“ das Kind in Richtung der Mutter. Sobald es sie erblickt, macht es sich durch ängstliche Laute und Mimik bemerkbar, so dass diese entweder dem Kind zu Hilfe kommt oder aber ihrerseits dem Kind signalisiert, zu ihr zu kommen, wenn es das schon kann. Sobald ein „liebevoller“, schützender Kontakt hergestellt ist, verliert sich normalerweise die spannungsvolle Verunsicherung, Mimik und Körperhaltung des Kindes entspannen sich und eine neue Runde von Erkundungen ist eingeläutet. Die amerikanische Psychologin Mary Ainsworth hat dieses Prinzip des Erkundens von einer Sicherheitsbasis aus in einem methodischen Paradigma erfasst, das weiter unten dargestellt wird. John Bowlby hat es ihr gedankt und seine zweite Sammlung von Vorträgen über klinische Anwendungen der Bindungstheorie A secure base genannt (Bowlby, 1988).

Bindungsverhalten und mütterliche Feinfühligkeit

Aus stammesgeschichtlicher Sicht ist das Bindungsbedürfnis eines Menschen genauso grundlegend wie sein Bedürfnis nach Nahrung, Erkundung, Sexualität und Fortpflanzung. Jedem dieser Grundbedürfnisse sind Verhaltenssysteme – Mimik, Laute, Gestik, Bewegungen – zugeordnet, die bei Mangel aktiv sind und bei Sättigung ruhen. Der menschliche Säugling wird mit einem seinen Bedürfnissen entsprechenden Verhaltens- bzw. Signalsystem geboren. Er ist für die Kommunikation mit seiner Umwelt vorbereitet. Er ist abhängig davon, dass die Mutter den Ausdruck von Emotionen erkennt und für seine Bedürfnisse sorgt. Darüber hinaus ist er „genetisch vorprogrammiert“, im ersten Jahr individuelle, also persönliche Bindung an eine oder wenige Personen zu entwickeln, die stärker und erfahrener sind und ihn schützen und versorgen. Typische Bindungsverhaltensweisen sind Weinen, Rufen, Anklammern, Nachfolgen sowie Protest beim Verlassenwerden. Ihre Entwicklung beginnt gleich nach der Geburt und dient dazu, bei Bedarf die Nähe zu Bindungspersonen herzustellen. Die daraus erwachsene Bindung bleibt lange erhalten, manchmal lebenslang. Bindungsverhalten zeigt sich später allerdings in symbolischer und kulturell akzeptierter Form. Die Anzahl der Bindungspersonen ist begrenzt, vermutlich weil die Anpassung an die individuellen Eigenarten von Bindungspersonen ein Lernprozess ist, der die adaptiven Möglichkeiten des Säuglings intensiv beansprucht. Bowlby sprach deshalb von einer Hierarchie von Bindungspersonen mit der Mutter in aller Regel an erster Stelle. Anfänglich war sogar von einer ausschließlichen Mutterbindung die Rede, Monotropie genannt (Bowlby, 1973). Viele Säuglinge haben aber bereits im ersten Lebensjahr mehrere Bindungspersonen (Schaffer und Emerson, 1964; Grossmann und Grossmann, 1991). 
Mütter gehen unterschiedlich auf die Fürsorge- und Bindungsbedürfnisse, aber auch auf die Neugier ihrer Babys ein (Grossmann et al., 1985). Etliche Mütter sind sehr aufmerksam gegenüber ihrem Säugling, reagieren sofort und trösten geduldig, wenn er schreit, sie interagieren behutsam und regelmäßig mit ihm, freuen sich aber auch, wenn er Interesse an ihr oder an anderen Dingen zeigt, und fördern seine Erkundungswünsche. Die Säuglinge werden aufgenommen, wenn sie es wollen, und „genießen“ den engen Kontakt oder das Schmusen mit der Mutter. Sie bestimmen andererseits aber auch den Zeitpunkt des Abgesetzt-Werdens selbst, so dass sich der Kontakt mit der Mutter für sie angenehm und konfliktfrei entwickelt. Diese Säuglinge entwickeln allmählich ein Gefühl der Tüchtigkeit und Selbstbestimmung, weil ihre Bindungswünsche verstanden und akzeptiert werden, weil sie aber auch ihren Neugier-Impulsen ungestört nachgehen können. Das Verhalten der Mütter wurde als feinfühlig gegenüber den Kommunikationen ihres Babys und als kooperativ mit den Zielen des Babys bezeichnet (Ainsworth et al., 1978).

Andere Säuglinge sammeln allerdings weniger harmonische Erfahrungen mit ihren Müttern. Wenn sie weinen, werden sie zwar auch versorgt, aber Ungeduld, Ärger oder Grobheit der Mutter vermitteln ihnen, dass ihr Bindungsverhalten unerwünscht ist oder nicht verstanden wird. Ihr Wunsch nach Nähe und Schmusen wird oft gar nicht und dann meist nur kurz und hastig erfüllt. Sie werden oft schon wieder abgesetzt, bevor sie es selbst wollen. Gegen Ende des ersten Jahres scheinen solche Säuglinge den engen Kontakt gar nicht mehr zu mögen. Wenn z.B. die Mutter sie zum Schmusen auf den Arm nimmt, machen sie sich steif, weisen ihre Zärtlichkeiten ab und zeigen, dass sie losgelassen werden wollen. Viele solcher Mütter beschreiben ihre eigenen Kinder als nicht schmusebedürftig. Ihr Allein-Spiel wird dagegen durchaus mit mütterlicher Zuwendung bedacht. Sie lernen, sich die wohlwollende Aufmerksamkeit und Zuwendung ihrer Mutter zu erhalten, indem sie kaum noch einen offenen Ausdruck von Bedürfnissen nach körperlicher Nähe an sie richten. Im Laufe des ersten Lebensjahres lernen solche Säuglinge, ihre Signale nach Nähe und Kontakt stark einzuschränken, weil ihr Bindungsverhalten oft mit zurückweisendem Verhalten der Mutter beantwortet wird. Allerdings erregt die Zurückweisung durch die Mutter auch Ärger im Kind, den es zwar, wenn es sich unsicher fühlt, nicht der Mutter gegenüber zeigt, aber manchmal unvermittelt in der sicheren häuslichen Umgebung äußert (Ainsworth et al., 1978). Diese Erfahrungen werden als Erwartungen verinnerlicht und bilden die emotionale Grundlage für eine unsichere Bindungsorganisation (Sroufe und Waters, 1977).

Eine kleine Gruppe von Müttern in unserer eigenen (Grossmann et al., 1985) und in vergleichbaren amerikanischen Untersuchungen (Ainsworth et al., 1978) ist gegenüber ihrem Säugling nur auf unvorhersagbare Weise verfügbar. Manche schienen sich mehr von ihren eigenen Launen als vom Baby leiten zu lassen, so dass sie häufig zwar anwesend waren, aber nicht erreichbar sind. Manche Mütter haben so viel mit sich selbst, mit ihren anderen Kindern oder mit ihrem Haushalt zu tun, dass sie gegenüber ihrem Baby nur gelegentlich liebevoll sind, aber nur, wenn es ihnen zeitlich gerade passt und selten, wenn das Baby danach verlangt. Wieder andere Mütter sind so vertieft in ihre Sorgen, dass sie ihr Baby oft gar nicht wahrzunehmen scheinen. So müssen diese Babys oft lange schreien, bis sie getröstet werden. Die Unberechenbarkeit dieser Mütter führt bei ihren Säuglingen dazu, dass sie ihre Bindungsbedürfnisse in verunsichernden Situationen äußerst stark und dramatisch äußern, um überhaupt Beachtung zu finden. Sobald sie sich selbständig fortbewegen können, lassen sie ihre Mütter kaum aus den Augen, um nicht übersehen zu werden. Manche Mütter scheinen es auch nicht zu tolerieren, wenn sich ihre Babys aus Neugier von ihnen abwenden und greifen immer wieder unmotiviert und kontrollierend in das Spiel ihrer Säuglinge ein. Sie fühlen sich bestätigt, wenn das Baby durch sein Weinen zeigt, wie dringend es sie braucht. Solche Mütter behandeln ihr Baby eher wie ihr eigenes Schmusetier und nicht wie ein soziales Wesen mit eigenen Wünschen und Absichten. Diese Säuglinge erleben häufig Angst, dass ihre primäre Bindungsperson für sie nicht verfügbar ist. Ihr Bindungssystem ist deshalb chronisch aktiviert. Sie entwickeln eine unbewusste Strategie, indem sie bei Belastung ihre Neugier und Erkundungslust zugunsten ihres übersteigerten Bindungsverhaltens zurückstecken. Dies ist sehr anstrengend und führt in der eher vertrauten, weniger belasteten häuslichen Umgebung oft auch zu einer gewissen Passivität (Ainsworth et al., 1978).

Folgen für die Organisation des Verhaltens und der Gefühle: Bindungsqualitäten und Exploration

Die Auswirkungen mütterlicher Feinfühligkeit, Kooperation und Annahme des Säuglings im ersten Lebensjahr auf die psychische Sicherheit des Kindes lassen sich im Alter von 12 Monaten in der sogenannten „Fremden Situation“ prüfen (Ainsworth et al., 1978; Grossmann et al., 1997). Die Fremde Situation (FS) ist ein standardisiertes Minidrama zur Erfassung des Bindungsverhaltensmusters eines Kleinkindes. Sie wird in einem mit Spielzeug attraktiv ausgestatteten, aber für das einjährige Kind und seine Bindungsperson fremden Raum durchgeführt. Durch die Fremdheit und zwei zusätzliche, kurzfristige, höchstens dreiminütige Trennungen wird das Bindungssystem des Kindes, also sein Streben nach Schutz, aktiviert.
Man beobachtet und prüft, auf welche Weise das Kind bei der Bindungsperson Beruhigung sucht. Dies wird mit dem Verhalten des Kindes gegenüber einer freundlichen, trainierten Spielpartnerin in der Rolle einer „Fremden“ verglichen.

Eine sichere Bindung (in der Forschungsliteratur „B“ genannt) hat folgende Merkmale: Die Kinder zeigen offen ihren Kummer über die Trennung. Sie suchen Nähe zur Bindungsperson bei der Wiedervereinigung, wenn also die Mutter wieder den Raum betritt, sie beruhigen sich schnell und nehmen schließlich das trennungsbedingt unterbrochene Erkunden wieder auf. Kinder, die weniger Trennungsleid erkennen lassen, sich gegenüber der zurückkehrenden Bindungsperson „vermeidend“ verhalten und sich statt dessen dem Spielzeug zuwenden, werden als unsicher-vermeidend („A“) klassifiziert. Ihre Pulsfrequenz steigt allerdings wie bei den sicher gebundenen Kindern, wenn ihre Mütter den Raum verlassen, d.h. sie sind durch die Trennung ebenfalls beunruhigt. Nach der Fremden Situation steigt – im Gegensatz zu den Kindern in „B“-Beziehungen – der stressindizierende Kortisolspiegel von Kindern in „A“-Beziehungen an. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, dass auch sie durch Trennung belastet sind (Spangler und Grossmann, 1993). Ein drittes Bindungsmuster ist die unsicher-ambivalente Verhaltensstrategie „C“. Solche Kinder suchen abwechselnd Nähe zur Bindungsperson, sind aber gleichzeitig ärgerlich auf sie. Diese unschlüssige, belastende Ambivalenz kann lange anhalten, und die Kinder finden kaum Beruhigung durch den Kontakt mit der Bindungsperson.

Die Bindungsmuster charakterisieren kleinkindliche Verhaltensstrategien im Umgang mit Trennungsstress, Fremdheit und anderen Belastungen. Die Grundrichtung der Strategie bei der sicheren Bindung ist es, bei der Bindungsperson Entspannung zu finden, damit das Kind dann wieder entspannt spielen kann. Bei der vermeidenden Strategie bringt das Kind entsprechend seiner Erfahrung mit derselben Bindungsperson zu Hause seine Belastung nicht zum Ausdruck. Es verbirgt sie vor ihr und hat dadurch keine Möglichkeit, von sich aus bei ihr Entlastung zu suchen. Kinder mit einer ambivalenten Bindungsstrategie leben ständig in der Angst, die Bindungsperson zu verlieren, und haben dadurch eine sehr niedrige Schwelle, bei der Bindungsverhalten ausgelöst wird, und es wirkt übertrieben. Eine optimale Organisation der kindlichen Emotionen wird durch die Feinfühligkeit der Bindungspersonen im Dienste der psychischen Sicherheit erreicht. Die Beobachtung und die Klassifizierung von Hunderten von Kleinkindern in der „Fremden Situation“ ergaben, dass bei allen drei Bindungsstrategien, der sicheren und den unsicheren, Störungen auftreten können. Diese Störungen sind Zeichen von desorganisierten Bindungsstrategien. Einige Kinder zeigen subtile Störungen in den klassischen Bindungsmustern, gelegentlich aber auch klinische Anzeichen extremer Belastung. Desorganisation ist ebenfalls korreliert mit Indikatoren von physiologischem Stress (Spangler und Grossmann, 1993). Im folgenden Abschnitt wird darauf näher eingegangen. Nur in sicheren Bindungsbeziehungen ist die Bindungsperson in vollem Umfang für ihr Kind eine „sichere Basis“. Ihre Nähe sucht das Kind auf, wenn sein Bindungssystem erregt ist, schmust mit ihr, wenn ihm danach ist, und von ihr aus erkundet es neugierig und spielerisch-konzentriert die Umgebung, wenn die psychische Sicherheit wiederhergestellt und das Bindungssystem beruhigt ist. Bei den beiden unsicheren Bindungsmustern sind psychische Einschränkungen des Spielraums zwischen diesen beiden Polen zu beobachten, und desorganisierte Kinder verlieren ihre Orientierung auf ihre Bindungsperson hin.

Desorientierung und Desorganisation

Die drei für die Fremde Situation kurz beschriebenen Bindungsqualitäten „A“, „B“ und „C“ stellen Verhaltensstrategien oder Organisationsformen des Bindungsverhaltens dar. Sie sind als Folge der Erfahrungen, die die Kinder mit ihren Bindungspersonen während des ersten Lebensjahres gemacht haben, zu beobachten. Bei allen drei Mustern gibt es Störungen, die sich in Unterbrechungen einer ablaufenden Verhaltensstrategie oder Organisation zeigen (Main und Solomon, 1986; 1990; Solomon und George, 1999 a, b). Desorganisierte oder „D“-Verhaltensweisen umfassen z.B. widersprüchliche Verhaltensweisen wie Schwanken zwischen Erkunden und Suche nach Nähe, Annähern und Vermeiden usw., die entweder nacheinander oder gleichzeitig gezeigt werden. Solche Kinder können z.B. während der Trennung sehr ruhig sein und dann außerordentlich gestresst und ärgerlich, wenn die Bindungsperson zurückkommt. Andere „D“-Merkmale sind ungerichtete, fehlgerichtete, unvollendete und unterbrochene Ausdrucksbewegungen, die ihr Ziel zu verlieren scheinen. Sie zeigen sich unter anderem in Stereotypien, asymmetrischen, zeitlich unkoordinierten Bewegungen und anomalen Gesten und Haltungen, oder auch durch eingefrorene und verlangsamte Bewegungen. Solche Kinder können sich z.B. von den Eltern wegbewegen anstatt zu ihnen hin, wenn sie Angst bekommen. Andere Kinder zeigen regelrechte Anspannung in der Gegenwart der Eltern oder verraten auffällige direkte Anzeichen von Desorganisation und Desorientierung, manche ziehen ein ängstliches Gesicht, oder sie verbergen den Ausdruck von Angst während der Wiedervereinigung mit der Bindungsperson in der Fremden Situation hinter ihren Ärmchen. Manche Kinder zeigen ein äußerst wachsames Verhalten in der Nähe der Eltern, stärker als die „C“-Kinder, mit mehr Anzeichen von Konflikten, andere grüßen zwar die Fremde, aber nicht ihre Eltern, manche fallen während der Annäherung hin oder laufen zunächst weg, um sich erst dann schließlich wieder der Bindungsperson zu nähern.

Die bisherigen Untersuchungen ergaben, dass desorganisiertes bzw. desorientiertes Verhalten verschiedene Wurzeln hat. In unseren eigenen Untersuchungen mit unauffälligen Familien konnte z.B. ein statistischer Zusammenhang mit einem Mangel an Verhaltensorganisation bei einem Neugeborenen hergestellt werden, der durch besondere Belastung während der Schwangerschaft bedingt sein könnte (Spangler et al., 1996). Main und Hesse (1990) sehen in der unverarbeiteten Trauer der Mutter über den Verlust einer Bindungsperson während ihrer Kindheit einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des desorganisierten Verhaltens beim Kind. Dazu gehören z.B. auch der unverarbeitete Tod eines Geschwisters oder enger Vertrauter, Drogenabhängigkeit eines Elternteils, wenn die Mutter als Kind selbst misshandelt wurde, eine knapp überstandene lebensgefährliche Krankheit, gehäufte Verluste wie Abtreibung, Kindstod, Unfalltod in der Verwandtschaft. Von zahlreichen klinisch orientierten Forschern wird angenommen, dass die Mutter für das Kind beängstigend ist oder die Mutter vor dem Kind Angst zu haben scheint. Dadurch fehlt dem Kind die Sicherheitsbasis und der Orientierungspunkt im Sinne von Bowlbys „set goal“ oder das gesetzte Ziel in der Organisation der Bindungs-Explorations-Balance. In der Fremden Situation reagieren sie, wie schon erwähnt, ebenfalls mit erhöhter Kortisolausschüttung (Spangler und Grossmann, 1993).
Auch gesellschaftliche Bedingungen können für „D“-Verhalten verantwortlich sein. In israelischen Kibbuzim, in denen die Kinder über Nacht in einem Kinderhaus schliefen und dabei nur unzureichend überwacht und alleingelassen wurden, zeigte sich ein hoher Prozentsatz von desorganisiertem Verhalten (Sagi et al., 1997; Aviezer und Sagi, 1999). David Oppenheim (1998) berichtet jedoch auch, dass einzelne Eltern in der Zeit, als es solche Kibbuzim noch gab, das Prinzip der nächtlichen Trennung unterlaufen haben. Sie legten z.B. etwas unter das Kopfkissen oder versprachen, ihr Kind während der Nacht zu besuchen. Manche Eltern behielten ihre Kinder gegen die Regeln bei sich zu Hause, schützten Krankheit vor oder brachten die Kinder erst frühmorgens ins Kinderhaus heimlich zurück. Sie ließen ihre Kinder also nicht psychisch allein. Bindung hat sich aus Nähe zu beschützenden Erwachsenen entwickelt und gelingt nicht ohne sie, vor allem auch während der bedrohlichen Nacht. Die Konzeption der Bindungstheorie Bowlbys legt eine solche Interpretation nahe. Klinisch ist dies besonders bedeutsam, weil frühkindliche Desorganisation auch in engem Zusammenhang mit Traumata und psychischen Störungen gesehen wird (Lyons-Ruth und Jacobvitz, 1999).

Bindungsgefühle und sprachliche Darstellung von Bindungserfahrungen

Frühe vorsprachliche Bindungserfahrungen werden allmählich durch Sprache und Gespräch ins Bewusstsein integriert. An den Unterschieden in der sprachlichen Kohärenz erkennt man die verschiedenen Arten sicherer und unsicherer Bindungsrepräsentationen. Die sprachliche Kohärenz sicherer Bindung zeigt sich in der Sprache durch den freien Zugang zu negativen Gefühlen und Erinnerungen und deren Verarbeitung, durch Klarheit über die eigenen Motive und Intentionen und durch Perspektiven und Pläne, welche Anteilnahme und Mitgefühl für andere deutlich machen. Auf der rein emotionalen Ebene zeigt sich eine solche mögliche Kohärenz zwar bereits frühkindlich, z.B. im Gesichtsausdruck (Main und Weston, 1981; Fremmer-Bombik und Grossmann, 1991), aber diese Erfahrung muss im Verlaufe der weiteren Entwicklung auch sprachlich integriert werden, um zu bewussten und mitteilbaren Inneren Arbeitsmodellen zu werden. Sprachliche Inkohärenz, im Gegensatz dazu, weist auf einen beeinträchtigten Zugang zu Gefühlen hin, auf einen Mangel an Erinnerungen und zeitlichen Differenzierungen und auf einem generellen Mangel an „metakognitiver Selbstkontrolle“ (Main, 1991).
Bowlby wies auf widersprüchliche Erfahrungen hin, die Kinder mit ihren Eltern haben können (Bowlby, 1979). Das vom Kind selbst Erlebte stimmt manchmal oder sogar häufig nicht mit dem von den Eltern Gesagten überein. In einem Beitrag über „Erlebnisse und Gefühle, zu deren Verdrängung Kinder regelrecht gezwungen werden“ (Bowlby, 1995, S. 95 ff.) befasst er sich ausführlich mit dieser selten behandelten Thematik. Eine systematische Erforschung solcher Unvereinbarkeiten steht auch heute noch aus. Bowlby schrieb dies einmal der klassischen psychoanalytischen Tradition zu, die sich eher auf individuelle Phantasien als auf reale Lebenserfahrungen konzentrierte. Zum anderen ist es auch tatsächlich schwierig, systematische Forschung zu diesem Thema zu betreiben, weil dazu längere Beobachtungen notwendig würden.

Drei psychische Mechanismen können Erfahrungen vom Bewusstsein absperren, aber trotzdem das Denken, Fühlen und Verhalten weiterhin beeinflussen: „a) Vorfälle, die Eltern lieber verheimlichen würden; b) elterliche Verhaltensweisen, die so schlimm gewesen sind, dass das Kind noch nicht einmal die Erinnerung daran erträgt; c) tatsächliche oder auch nur phantasierte Handlungen, die beim Kind unerträgliche Schuld- oder Schamgefühle auslösen“ (Bowlby, 1995 a, S. 96/ 97). Wenn Kinder Zeuge von Ereignissen werden, die die Eltern am liebsten verheimlichen würden, z.B. wenn ein Elternteil die Familie verlässt, stirbt oder gar freiwillig aus dem Leben scheidet oder (ein Lieblingsthema der Psychoanalyse) sexuelle Aktivitäten der Eltern, dann zwingen Eltern ihre Kinder gelegentlich, über solche Informationen nicht zu sprechen und sie damit von der weiteren bewussten Verarbeitung auszuschließen. Eltern versuchen möglicherweise sogar absichtlich, die Erinnerung des Kindes zu verwirren, oder sie machen die Gefühle des Kindes lächerlich oder schweigen.
Vielleicht berichten sie anderes über dasselbe Geschehen, als das Kind dies im Gedächtnis hat, so dass das Kind durch den Widerspruch zwischen den eigenen Erinnerungen und den von Dritten oder gar vom jeweiligen Elternteil behaupteten Ereignissen verunsichert wird. Als Folge kann sich bei Kindern, die so etwas erlebten, ein chronisches Misstrauen, mangelnde Neugier und Zweifel an der eigenen Wahrnehmungen bis zur Neigung, alles für unwirklich zu halten, entwickeln (Bowlby, 1995 a). Der Grund für solche Fehlentwicklungen scheint nicht in erster Linie Vergesslichkeit zu sein, sondern, dass man nicht über etwas sprechen durfte. Man kann also nicht in Worte fassen, was „man immer schon auf eine bestimmte Weise geahnt hat“ (ebd.).

Nachdrücklichere und deutlichere Einflüsse auf das Gedächtnis der Kinder treten oft im Zusammenhang mit Inzest oder anderen potentiell traumatischen sexuellen Übergriffen auf (van der Kolk, 1998). Bowlby führt als Folge solcher traumatischer elterlicher Praktiken als mögliche Konsequenz den Rückzug von allen intimen Beziehungen beim Kind an, auch Schlafstörungen, Selbstmordgedanken, ein Gefühl von innerer Leere, Ekel und Widerwille, Frigidität, extreme Angst und eine überspannte Wachsamkeit. Dazu gehört auch der implizite Sarkasmus bei den Eltern, etwa wenn sie dem Kind vermitteln, dass ihm ohnehin kein Mensch glauben wird (Bowlby, 1995 a, S. 100). So hat die Gedächtnisforscherin Jennifer Freyd festgestellt: Wenn Kinder durch Bindungspersonen misshandelt oder sexuell missbraucht werden, dann ist weniger das traumatische Geschehen, das sich ja an sich tief ins Gedächtnis einprägt, sondern gerade dieser „Verrat“ durch die Bindungsperson, den man zwar am eigenen Leibe erfährt, aber trotzdem nicht wahrhaben darf, ohne die völlige Zurückweisung zu riskieren, von entscheidender Bedeutung. Dieser Verrat am schutzbefohlenen Kind wäre demnach ursächlich für die Tiefe des traumatisierten Vergessens und der damit verbundenen späteren psychischen Störungen verantwortlich (Freyd, 1996). Im Rahmen der Bindungstheorie ergibt sich daraus die folgende Perspektive: Jede Diskrepanz zwischen realen Erfahrungen und ihrer Bedeutungszuweisung durch Schweigen, Lügen, Verunglimpfung, Verleugnung, falsche Darstellung, Bedrohungen durch die Bindungspersonen, die das Vertrauen der Kinder missbrauchen, kann den Aufbau internaler stimmiger Verarbeitung dieser realen Erfahrungen bei den Kindern verhindern. Gefühle bleiben dann ohne entsprechende Realität und ohne „bedeutungsvolle“ Interpretation, und reale Ereignisse und Erfahrungen bleiben als widersprüchliche innere Bilder haften. Wahrscheinlich können (zunächst) nicht die Emotionen selbst verändert werden, wohl aber die Bedeutung, die sie als Gefühle in bestimmten Erfahrungszusammenhängen haben. Nur solche Emotionen werden zu bewusst zugänglichen und in ziel-korrigiertes Verhalten integrierte Gefühle, die eine sichere, ziel-korrigierte Bindungsstruktur haben, die sprachlich benannt und in sprachlich adäquate Bedeutungszusammenhänge eingebettet sind.

Erst wenn man über zentrale Themen der Bindungstheorie wie Zurückweisung, Trennung, Verlust sowie über die damit zusammenhängenden Gefühle wie Ärger, Verzweiflung, Angst, Trauer, Schuld, Scham, Eifersucht, Neid, Ekel, Hoffnung, Stolz, Dankbarkeit, Liebe, Empathie und andere Gefühle im Rahmen von engen Beziehungen sprechen kann, werden Bindungserfahrungen bewusst und kommunizierbar. Solange diese Gefühle unterdrückt und verzerrt sind und sprachliche Repräsentation fehlt, bleiben Informationen, Erlebnisse und Gefühle von bewusster Wahrnehmung ausgeschlossen. So gesehen geht es weniger um eine „Verdrängung“ von Gefühlen als um mangelnde sprachliche Verfügbarkeit. Bestimmte, meist unangenehme Erlebnisse und Gefühle haben folglich keine sprachlich-narrative Entsprechung, weil sie, wie die Psycholinguistin Katherine Nelson (1996; 1999) meint, niemals in Worte gefasst und beschrieben werden wie etwa Gegenstände oder andere Erlebnisse.

Ohne den Realitätsbezug könnte ein Kind nur Teilvorstellungen oder verzerrte Repräsentationen aufbauen, z.B. von einer Mutter als liebend und großzügig, weil diese das nur so von sich behauptet, während sie tatsächlich in ihrem Verhalten gegenüber dem Kind selbstsüchtig, fordernd und ablehnend auftritt. Das Kind fühlt zwar die Ablehnung im Verhalten der Mutter, aber wenn niemand mit dem Kind darüber spricht, wird es selbst über seine Erfahrungen nicht sprechen lernen. Wenn Eltern bestimmte Themen aus ihren Gesprächen ausklammern, können Kinder keine sprachlichen Repräsentationen über sie aufbauen. Das Kind, das unfähig ist, bedeutsame Aspekte seiner Beziehungswirklichkeit zu registrieren, kann dies schon deshalb nicht, weil sie ihm nicht bedeutungsvoll gemacht worden sind. Andererseits mag ein Kind, das trotz mangelnden relevanten sprachlichen Austauschs entscheidende Aspekte der Wirklichkeit wahrnimmt, „intuitiv spüren, dass es besser ist, sich uninformiert zu zeigen und die entsprechenden Aspekte auszublenden“ (Bowlby, 1995 a, S. 104). Dies wurde durch die Hypothese von Freyd (1996) untermauert, dass Kinder sich an solche Erfahrungen nicht erinnern, weil sie sonst riskieren, von ihren Eltern verlassen zu werden. „Wenn ein Kind, das sexuellen Missbrauch erfährt, darauf auf normale Weise reagieren würde, dann würde es den Vertrauensbruch erkennen und dem Verräter aus dem Wege gehen. Statt dessen muss das Kind den Übergriff ignorieren. Wenn der Verräter die primäre Bezugsperson ist, dann ist es unausweichlich für das Kind, auch weiterhin die Bindung aufrecht zu halten, weil ein Rückzug lebensbedrohlich wäre. Deshalb verlangt das Trauma sexuellen Missbrauchs durch seine besondere Eigenart, dass Informationen darüber von den mentalen Instanzen, die Bindung und Bindungsverhalten steuern, ferngehalten wird“ (Freyd, 1996, S. 75). Manchmal können Kinder andere Personen finden, die bereit sind, mit ihnen über ihre Erlebnisse und Gefühle zu sprechen. Auch so kann verhindert werden, dass wichtige Teile ihrer Erfahrungen vom Aufbau eines realistischen Inneren Arbeitsmodells ihrer Bindungsbeziehungen ausgeschlossen bleiben. Bei Bowlby heißt es: „Solange von der bewussten Verarbeitung abgesperrte, emotional bedeutsame Vorfälle und Erlebnisse situative Wahrnehmungen und Konstruktionen einschließlich der damit verbundenen Gefühle und Handlungen bestimmen, neigt die Persönlichkeit von Kognition und Affekt wie vom Verhalten her zur fehlerhaften Bewältigung aktueller Situationen. Die abgesperrten Zuwendungs- und Geborgenheitsbedürfnisse bleiben unzugänglich, und etwaige Wutimpulse richten sich unverändert auf die (falschen) Ziele; desgleichen wird durch bestimmte Situationen unangemessen Angst ausgelöst, wie auch feindseliges Verhalten (aus der falschen Ecke) erwartet wird“ (Bowlby, 1995, S. 110).

Bedeutungszusammenhänge emotionaler Er-fahrungen werden also, bindungstheoretisch gesehen, nur dann erworben, wenn sie Teil eines sprachlichen Repräsentationssystems werden (Grossmann und Grossmann, 2001).

Innere Arbeitsmodelle

Zwei Aspekte sind grundlegend für das Kon-zept eines sicheren Inneren Arbeitsmodells (IAM): Eine sichere Basis für die psychische Sicherheit und die Ermutigung bei der Exploration und ihre sprachliche Integration. Zunächst entwickelt sich ein unbewusstes, eher primitives Modell während der frühen Lebensjahre. Es kann besonders unter starken emotionalen Belastungen handlungswirksam werden. Erst später entwickelt sich allmählich ein zweites Modell, das mit dem frühen gleichzeitig wirksam ist. Das zweite Modell kann sich allerdings vom ersten wesentlich unterscheiden. Bowlby (1979) nannte das zweite, neuere Modell differenzierter und weltklug („more sophisticated“), weil es auf umfangreicheren Erfahrungen und sprachlichen Erinnerungen beruht. Der Person selbst ist das zweite Modell eher gegenwärtig. Das verfeinerte neuere Modell reguliert aktuelle Anpassungen, während das alte oder frühe Modell auf den frühen emotionalen Erfahrungen mit Bindungspersonen beruht und die neuere Realität nicht wahrnehmen kann. Man könnte darüber spekulieren, auf welche Weise und in welchem Ausmaß und unter welchen Umständen ein altes, negatives Modell angemessenere psychische Anpassung an aktuelle Herausforderungen verhindert oder beeinträchtigt. Auf jeden Fall kann es sich sehr störend bemerkbar machen und den angemessenen Umgang mit der gegenwärtigen Lebenssituation beeinträchtigen. Wenn wir Bowlbys Analyse über die Entwicklung von Repräsentationen eigener emotionaler Erfahrungen akzeptieren, dann können sich neuere und differenzierte Innere Arbeitsmodelle gegenüber alten, negativen Modellen vor allem durch unverfälschten sprachlichen Austausch durchsetzen. Die emotionalen und nonverbalen Bindungserfahrungen während der kindlichen Entwicklung müssen mit den ihnen entsprechenden Aspekten der Wirklichkeit geistig verbunden werden, indem man auf bedeutungsvolle Weise mit besonderen, d.h. nahestehenden Personen über die nonverbalen Erfahrungen spricht. Dazu müssen allerdings die entsprechenden Erinnerungen verfügbar sein.

Die hervorragende Bedeutung von Bindungsgefühlen, Exploration und sprachlicher Integration für die aktuellen psychologischen Anpassungsprozesse werden am deutlichsten in den von Bowlby formulierten fünf therapeutischen Aufgaben dargestellt (Bowlby, 1995 b, S. 129): 1. Der Therapeut muss als sichere Basis verfügbar sein; 2. er muss die mentale Exploration unbewusster Voreingenommenheiten des Patienten in seinen Beziehungen zu besonderen Personen im gegenwärtigen Leben ermutigen; 3. der Patient soll die Beziehung zwischen sich und dem Therapeuten prüfen; 4. der Patient möge seine aktuellen Wahrnehmungen, Erwartungen, Gefühle und Handlungen mit den Ereignissen, Situationen und Geschichten vergleichen, die er in Kindheit und Jugend wiederholt von den Eltern gehört haben mag; und 5. soll so die Einsicht erleichtert werden, dass die alten Modelle aufgrund bitterer Erfahrungen für die Gegenwart und die Zukunft des Patienten vielleicht unangemessen sein könnten und vielleicht schon immer waren. Dies trifft im allgemeinen sicher nicht nur für Therapeuten zu, sondern bei heranwachsenden Kindern und Jugendlichen vor allem auch für Erzieher.

Als Ainsworth ihre Skalen zur Erfassung mütterlicher Feinfühligkeit gegenüber den Mitteilungen des Säuglings, mütterlicher Kooperation und Verfügbarkeit in ihren Hausbeobachtungen in Baltimore schuf (Ainsworth et al., 1974), bestand ein zentrales Element darin, dass die feinfühlige Mutter die Dinge aus der Perspektive ihres Babys sehen kann. Elizabeth Meins (1997; 1999) übernahm das Konzept von Ainsworth und prägte den Begriff „mind-mindedness“. Der Begriff weist darauf hin, dass Mütter ihre Kinder als Personen mit eigenen Gefühlen und Gedanken wahrnehmen und sie auch dementsprechend als fühlende, denkende, wollende Wesen behandeln und zu verstehen versuchen. Mind-mindedness ist ein wesentlicher Teil mütterlicher Feinfühligkeit während des ersten Lebensjahres und auch weit darüber hinaus bis zu den Repräsentationen eigener partnerschaftlicher Erfahrungen als junge Erwachsene (Grossmann et al., im Druck). In den Untersuchungen von Meins (1999) verdoppelte sich die statistische Vorhersagekraft mütterlicher Feinfühligkeit auf die Bindungsmuster in der Fremden Situation, wenn die Mutter vor allem und in erster Linie das Kind verstehen wollte. Auch die weitere Entwicklung kognitiver und sprachlicher Repräsentationen bei den Kindern wurde deutlich davon beeinflusst, wie Mütter regelmäßig auch über geistige Inhalte mit ihren Kindern sprachen. Der mütterliche Sprechstil im Kontext kindlicher Bindungsgefühle entsprach auffällig der mütterlichen Feinfühligkeit gegenüber dem Ausdruck von Emotionen des Säuglings (Grossmann und Grossmann, 1985). Mütterliche Feinfühligkeit übt einen wichtigen Einfluss auf die Ausbildung von Aufmerksamkeit aus, und das schon vor der Entwicklung eines semantischen Wortverständnisses.

Innere „Stimmigkeit“ und äußere „Entsprechung“

Die Bindungstheorie untersucht die Qualität der Organisation von Emotionen, Motiven und Perspektiven über sich selbst und über Bindungspersonen (siehe auch West und George, 1999). Eine wichtige Informationsquelle darüber ist die Analyse sprachlicher Diskurse über Bindungsthemen. Sichere Innere Arbeitsmodelle zeigen sich deutlich in kohärenten Darstellungen von Bindungsbeziehungen, sei es über die eigene Kindheit, wie im Erwachsenen-Bindungsinterview (Adult Attachment Interview, Hesse, 1999, s. a. Absatz 3.1), sei es über eigene partnerschaftliche Erfahrungen (Grossmann et al., im Druck). Gesunde Autonomie innerhalb von Bindungen im Gegensatz zu zwanghafter Unabhängigkeit oder emotionaler Abhängigkeit entwickelt sich im Rahmen sicherer Bindungen, nicht nur in der Kindheit, sondern bis ins spätere Jugendalter (Ryan und Deci, 2000). Dabei können vor allem Erzieher und andere wichtige Personen auch außerhalb der engen Kernfamilie eine entscheidende Rolle spielen. Die geistige Freiheit, negative Erfahrungen neu zu bewerten und in die Lebensgeschichte zu integrieren, scheint grundlegend für eine psychisch sichere Entwicklung zu sein, ganz gleich, woher sie stammt. Wenn dies nicht erreicht wird, können gegenwartsblinde, alte Innere Arbeitsmodelle in der Tat jegliche Bereitschaft zur Anpassung verhindern. Aber in der Sicherheit einer therapeutischen Beziehung, so führen West und George (1999) etwa im Hinblick auf Gewalt in engen Beziehungen aus, können Bindungserlebnisse adäquat geschildert und in neue, gemeinsam erarbeitete Bedeutungszusammenhänge überführt werden. Der Gedanke an Sicherheit in erzieherischen Beziehungen liegt dabei nahe.

Sichere Bindungsrepräsentationen auf einem reifen Erwachsenenniveau entwickeln sich in erster Linie aus empathischem Verständnis von sich selbst und anderen. Sie münden in der geistigen Freiheit, Erfahrungen sowohl gedanklich als auch im Alltag neu zu erkunden und zu bewerten. Dazu bedarf es eines fortlaufenden Gesprächs und der Fähigkeit, sich behutsam, realitätsorientiert und bewusst planend zu verhalten. Dies ist ohne Sprache kaum möglich. Es ist allerdings zu fragen, ob fehlende falsche oder sinngebende sprachliche Diskurse tatsächlich die Entwicklung inkohärenter Innerer Arbeitsmodelle verhindern oder heilen können. Es gibt noch viele offene Fragen, wie etwa: Können spätere kohärente Gespräche die Verbindung zwischen innerer und äußerer Realität (Sternberg, 1997) herstellen und auf diese Weise nachträglich zu einer kohärenten Autobiographie führen? Was könnte andererseits eine Integration so entscheidend stören, dass der Geist nicht mehr erfolgreich erkunden, erarbeiten und reflektieren kann? Welche Rolle spielen bei der Entwicklung und Veränderung Innerer Arbeitsmodelle die sprachlichen Hinweise auf die Bereitschaft, sich in die Lage des (kindlichen) Gesprächspartners zu versetzen? Auf welche Weise tragen Erkenntnisse und Gefühle zur Resilienz und zur Freiheit bei, die eigenen Lebensbedingungen neu und unvoreingenommen zu bewerten? Das Verständnis der Entwicklungsprozesse, die hinter der Integration verschiedener Arten von Repräsentationen in verschiedenen Gedächtnissystemen stehen, kann zum Verständnis darüber beitragen. Paul Harris (1999) ist z.B. der Ansicht, dass wir von einer sorgfältigen Inspektion der komplexen Beziehungen emotionaler, prozeduraler, kognitiver und sprachlicher Repräsentationen viel gewinnen könnten, um unser Verständnis von der Entstehung und Wirkung Innerer Arbeitsmodelle zu schärfen. Es ist sicherlich der Mühe wert zu versuchen, Aspekte moderner Bindungstheorie, Kognition und Sprachtheorien miteinander zu verbinden, um zu verstehen, wie kohärente Innere Arbeitsmodelle trotz früher negativer Bindungserfahrungen auch später noch zustande kommen können. Welche Unterschiede könnte man zwischen Erwachsenen, die sich ihre Bindungssicherheit erst später erarbeitet haben, und anderen mit sicheren kindlichen Bindungserfahrungen feststellen? Für den Erzieher im Umgang mit Kindern und Jugendlichen kann dies ein wichtiges Leitmodell sein. In jedem Falle ist eine offene Kommunikation, frei von Ängsten, Grundvoraussetzung für einen solchen Diskurs. Sie ist vom gegenseitigen Vertrauen abhängig. Vertrauensbrüche sind, wie gezeigt wurde, fatal.

Bindungslernen schließt im Ge-gensatz zu normalem oder defensivem Lernen nach Minsky (1987) die Fähigkeit ein, Ziele auszuwählen und zu verfolgen, die es wert sind, verfolgt zu werden. Csikszentmihalyi und Rathunde (1998) sprechen von einer Entwicklung psychischer Komplexität. Kleine Kinder wollen Schutz, Fürsorge, Wertschätzung und Unterstützung von ihren Bindungspersonen bekommen. Diese frühen Ziele sind zwar von der Natur im Verlaufe der Stammesgeschichte ausgelesen worden, aber die individuellen Erfahrungen in den tatsächlichen Bindungsbeziehungen sind während der individuellen Entwicklung keineswegs immer optimal. Weit über die Kleinkindzeit hinaus verlangt deshalb die Bindungsentwicklung den Umgang mit Bindungspersonen auf allen geistigen Ebenen, damit die Erlebnisse und Ereignisse in Bedeutungen eingebettet werden können. Das gilt deshalb besonders für Bindungserfahrungen, weil sie mit den intensivsten Gefühlen verbunden sind, die ein Kind haben kann. Negative Gefühle können mit Hilfe verständnisvoller Bindungspersonen auf ihre tatsächlichen Zusammenhänge zurückgeführt, geklärt, verstanden und integriert werden. Man ist ihnen dann nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern nutzt sie als Information zum adaptiven Handeln, um die Ursachen der emotionalen Beeinträchtigung an der Wurzel zu verändern, wenn die Wirklichkeit das zulässt. Schweigen beeinträchtigt bewusste Motivklärung und adaptives Handeln, und falsche Rede darüber verfälscht die Bindungsrepräsentation und stört den Bezug internaler Arbeitsmodelle zur Wirklichkeit. Dies gilt auch für den intelligenten Umgang mit schwierigen Aufgaben und der dafür erforderlichen Konzentration im Beisein von Versuchsleitern oder Lehrern (Grossmann et al., 1991; Schildbach et al., 1995; Grossmann und Grossmann, 1993).

Das Bindungsinterview für Erwachsene (AAI)

Beim Bindungsinterview für Erwachsene (Adult Attachment Interview, AAI) handelt es sich um ein hypothesengeleitetes Interview. Die Probanden berichten, wie die Bindungspersonen auf das Bindungsverhalten des Befragten als Kind reagiert haben. Daraus entsteht ein Bild über seine heutigen Erinnerungen an die früheren Beziehungen zu den Eltern. Dieses Bild, so wird angenommen, wirkt sich im Sinne von Erwartungen bzw. des Inneren Arbeitsmodells auf den Aufbau neuer Bindungen aus. Die Interview-Fragen beziehen sich folglich auf Erinnerungen an eigene Bindungsverhaltensweisen, die elterlichen Reaktionen darauf und auf die heutige Bewertung der berichteten Erfahrungen.

Der Interviewleitfaden besteht aus 13 Fragen, zu denen jeweils „nachgefasst“ wird. Sie konzentrieren sich vor allem auf die Beschreibung der Beziehung zu beiden Eltern. Darüber hinaus wird gefragt: Was haben Sie getan, wenn Sie Kummer hatten, traurig oder verletzt waren? Haben diese Erfahrungen einen Einfluss gehabt? Hat sich die Beziehung zu den Eltern verändert? Auch nach Erinnerungen an Trennungen und Zurückweisungen sowie nach dem Tod von geliebten Personen wird gefragt.
Ein wichtiger Gesichtspunkt, vielleicht der wichtigste, ist die Kohärenz oder Stimmigkeit bzw. Inkohärenz der Unstimmigkeit der transkribierten Interviews. Kohärenz, in der Diskussion eigener Kindheitserinnerungen an die Eltern, bezeichnet auch die Stimmigkeit der Integration von positiven mit negativen Aspekten von Ausdruck und Gefühl. Inkohärenz dagegen betrifft negative Erinnerungen, die nicht als Teil eines kohärenten Ganzen integriert sind, z.B. Ausblendungen, Idealisierungen, Widersprüche und Ungereimtheiten in der Organisation der Erinnerungen zwischen semantischen und episodischen Beschreibungen der Eltern. Aus dem Gesagten ergibt sich für den Hörer oder Leser kein lebendiges Bild, in dem alle Teile zusammenpassen und ein gemeinsames Ganzes ergeben.

Mehrere Forschungsgruppen konnten nachweisen, dass die Bindungsrepräsentation der Mütter (und der Väter, wenn auch etwas schwächer) statistisch bedeutsam mit der Organisation des Bindungsverhaltens ihrer Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr, also fünf Jahre zuvor, zusammenhing (Hesse, 1999). In unserer Bielefelder Längsschnittstudie konnten wir erstmals auch einen statistisch bedeutsamen Zusammenhang zwischen dem AAI der Mutter und ihren 6 Jahre zuvor beobachteten mütterlichen Feinfühligkeitswerten im ersten Lebensjahr herstellen (Grossmann et al., 1988). Miriam und Howard Steele in London gelang es, auf der Grundlage der sprachlichen Bindungsrepräsentation von Müttern und Vätern in Bindungsinterviews, die bereits vor der Geburt des Kindes geführt wurden, die Qualität der Bindungsorganisation einjähriger Kinder in der Fremden Situation vorherzusagen (Fonagy et al., 1991). Eine von Van IJzendoorn (1995) in Holland durchgeführte Metaanalyse dieser und zahlreicher nachfolgender Untersuchungen bestätigt den erstaunlichen Zusammenhang zwischen Qualität der sprachlichen Organisation über Bindungserinnerungen bei Eltern und der Qualität der Verhaltensorganisation des Bindungsverhaltens bei ihren Kleinkindern. Allerdings hat bislang keine einzige Untersuchung die mütterliche Feinfühligkeit so umfassend gemessen wie Mary Ainsworth in ihrer Studie in Baltimore (Ainsworth et al., 1974).

Neue herausfordernde Situationen, insbesondere, aber nicht ausschließlich, in zwischenmenschlichen Beziehungen verlangen, wie bereits gesagt, flexible oder neue Innere Arbeitsmodelle durch „mentales“ Explorieren, Bewerten, Planen und Handeln. Sichere IAM ermöglichen dies eher als unsichere, weil sie die Gegebenheiten flexibel analysieren, sie auch partnerschaftlich deuten und wirklichkeitsbezogen darüber reflektieren können. Auch empirisch konnte nachgewiesen werden, dass bei Jugendlichen viele belastende Lebensereignisse überzufällig häufig mit unsicheren Bindungsrepräsentationen zusammenhängen (Zimmermann, 1994).

Ergebnisse der Bielefelder Längsschnittuntersuchung

Teil I: Sprachliche Repräsentation von Partnerschaft: Sicherheit und Diskursqualität

In der von uns durchgeführten Bielefelder Längsschnittuntersuchung wurde mit Probanden im Alter von 22 Jahren unter anderem ein ausführliches Gespräch über die besten ersten Erfahrungen in einer engen Partnerschaft im Stile des Erwachsenen-Bindungsinterviews geführt. Dafür entwickelte Monika Winter einen Interviewleitfaden, der den Umgang mit der eigenen Identität, der Partnerschaft und mit Freundschaften zum Inhalt hatte (Grossmann et al., im Druck; Winter und Grossmann, im Druck). Alle jungen Erwachsenen hatten Erfahrungen mit mindestens einem intimen Partner. Die kürzeste Partnerschaft dauerte zwei Monate, die längste 27 Monate. Gemäß den Kriterien für Qualität von engen Beziehungen, die von zehn Bindungsforschern in Regensburg erarbeitet wurden, gibt es drei Prototypen: eine sichere, eine abwertende und eine verstrickte Repräsentation. Damit wurden die Antworten der Probanden verglichen. Die sicheren äußerten große Wertschätzung für den Partner, beschrieben sich selbst als verlässlich, zuverlässig verfügbar und als sichere Basis, wenn der Partner Beistand braucht. Sie brachten ihre Zuneigung offen zum Ausdruck, lieferten zahlreiche anschauliche Beispiele für eine warmherzige und gegenseitig unterstützende Partnerschaft. Die sicheren Probanden werteten die Bedeutung ihrer Partnerbeziehungen nicht ab, sie wiesen weder Hilfsangebote zurück, noch weigerten sie sich zu helfen. Sie brachten keine unrealistischen Idealisierungen des Partners oder der Partnerschaft vor und verwechselten auch nicht die Anhänglichkeit des Partners mit Abhängigkeit.
Die „abwertenden“ Probanden zeigten eher, was damit gemeint ist: Die Wertschätzung für den Partner blieb fraglich oder enthielt tatsächlich abwertende Elemente. Sie beschrieben sich selbst nicht als sichere Basis für den Partner, auch nicht, wenn er Trost und Beistand brauchte. Sie äußerten kaum Zuneigung und lieferten kein Beispiel für Warmherzigkeit und gegenseitige Unterstützung. Sie hielten die Verbundenheit in der Partnerschaft für nicht sehr wichtig und betonten ihre Selbständigkeit dadurch, dass sie sich weder helfen ließen noch dem anderen halfen und indem sie die Beziehung in ihrem Gespräch herunterspielten. Sie verwechselten auch Zuneigung mit Abhängigkeit.

Teil II: Einflüsse mütterlicher Feinfühligkeit und Unterstützung

Die Feinfühligkeit der Mütter gegenüber den Signalen des Kindes war im ersten Lebensjahr dreimal in häuslicher Umgebung beobachtet worden. Das Verhalten des Kindes gegenüber anwesenden Bindungspersonen wurde mit 12 und 18 Monaten – mit Mutter und Vater – in der Fremden Situation geprüft. Mit 2 und 6 Jahren wurden umfangreiche Hausbeobachtungen gemacht, und mit 6 Jahren wurde auch der Trennungsangst-Test durchgeführt. Mit 10 Jahren wurde mit den Kindern über Unterstützung durch die Eltern, Verhalten bei Kummer und ähnliches gesprochen, und mit 16 Jahren wurden sie mit fiktiven Situationen von Zurückweisung konfrontiert. Außerdem wurde das Erwachsenen-Bindungs-Interview mit den 16jährigen durchgeführt, aus dem auch die Unterstützung der Mutter ermittelt wurde.

Die Qualität des sprachlichen Diskurses über den Beziehungspartner mit 22 Jahren wurde signifikant vorhergesagt durch einen zusammengefaßten Index aus mütterlicher Feinfühligkeit und Wertschätzung von Bindung mit sechs Jahren. Junge Erwachsene mit einem kohärenten sprachlichen Diskurs über ihre Beziehung, die dabei Selbstreflexion und Anerkennung der Autonomie des Partners erkennen ließen und seine oder ihre Bindungsbedürfnisse anerkannten, hatten eine Mutter, die sowohl feinfühlig gegenüber den vorsprachlichen als auch sprachlichen Äußerungen ihrer jungen Kinder waren und die Bindungen wertschätzten. Feinfühliges Beantworten der Signale des Kleinkindes und seiner Kommunikationen förderte längsschnittlich gesehen die Fähigkeit des älteren Kindes, über seine eigenen Gefühle und Motive und die des Partners nachzudenken und sich entsprechend im Gespräch darüber zu äußern.
Die Sicherheit der Partnerschaftsrepräsentation im Alter von 22 Jahren wurde neben dem zusammengefassten Index der mütterlichen Feinfühligkeit mit 16 Jahren am stärksten vorhergesagt durch die Flexibilität der Gedanken und der Antworten auf mehrere vorgegebene Situationen, die soziale Zurückweisung beinhalteten (Zimmermann, 1999).

Die Sicherheit der Partnerschaftsrepräsentation wurde auch vorhergesagt durch die Sicherheit der Antworten des sechsjährigen Kindes im projektiven Trennungs-Angst-Test. Die Antworten im Trennungs-Angst-Test wurden ihrerseits hochsignifikant vorhergesagt durch die Bindungsqualität, die das Kind mit einem Jahr gegenüber der Mutter in der Fremden Situation gezeigt hat. Folglich hatte ein junger Mann oder eine junge Frau, die enge partnerschaftliche Beziehung wertschätzten, die in schwierigen Situationen bereit waren, zu helfen und Hilfe zu akzeptieren, und die im Gespräch zahlreiche lebendige Beispiele einer warmherzigen und gegenseitig unterstützenden Partnerschaft äußerten, eine meist feinfühlige und unterstützende Mutter über die ersten 16 Jahre ihres Lebens hin erfahren; sie waren geistig beweglich, wenn sie im Alter von 16 Jahren mit fiktiven Situationen sozialer Zurückweisung konfrontiert wurden, und waren als Sechsjährige in der Lage, mit fiktiven Trennungssituationen dadurch umzugehen, dass sie gute soziale Fähigkeiten erkennen ließen, auf die sie sich in Trennungssituationen verlassen konnten.

Die Befunde unterstützen die zentrale Hypothese der Bindungstheorie, die von Bowlby wiederholt formuliert wurde: „Es gibt einen starken kausalen Zusammenhang zwischen den Erfahrungen, die jemand mit seinen Eltern gemacht hat und seiner späteren Fähigkeit, liebevolle Bindungen einzugehen.“ (Bowlby, 1987, S. 58). Kinder, die eine feinfühlige Mutter (und einen spielfeinfühligen Vater, siehe unten) hatten, entwickeln sich zu Erwachsenen, die selbst feinfühlig gegenüber den Bindungsbedürfnissen ihrer Partner sind und die Bindungsbeziehungen wertschätzen. Die zwei jungen Erwachsenen mit den höchsten Beurteilungen ihrer Sicherheit der Partnerschaftsrepräsentation z.B. hatten Mütter, die während der gesamten vorausgegangenen 16 Jahre feinfühlig und unterstützend waren. In der klinisch unauffälligen Normal-Stichprobe der Bielefelder Längsschnittuntersuchung sagt die mütterliche Feinfühligkeit im Umgang mit ihrem Säugling während des ersten Lebensjahres allein schon die Qualität des sprachlichen Diskurses ihrer Kinder über Partnerschaftsbeziehungen mit 22 Jahren signifikant vorher!

Teil III: Einflüsse väterlicher Spielfeinfühligkeit

Sowohl die Sicherheit der Partnerschaftsrepräsentation als auch die Diskursqualität über Partnerschaft im Alter von 22 Jahren hatten direkte Wurzeln auch in der frühen väterlichen Feinfühligkeit beim Spiel mit seinem zweijährigen Kind. Sie sagte auch die Bindungsrepräsentation des 16jährigen im Erwachsenen-Bindungs-Interview voraus. Wir interpretieren diese Befunde im Lichte der Rolle des Vaters als Unterstützer oder Behinderer der psychischen Sicherheit des Kindes vor allem bei seinen Erkundungen. Durch die Feinfühligkeit und das vorsichtige Herausfordern während des gemeinsamen Spieles förderten Väter die Autonomie ihrer Kinder innerhalb von Beziehungen. Väter scheinen die Rolle der Mütter vor allem im Bereich der kindlichen Exploration zu ergänzen. Weitere Zusammenhänge mit 6, 10 und 16 Jahren lassen die Rolle des Vaters ebenso deutlich hervortreten – in manchen Bereichen sogar noch deutlicher – als die bislang in der Literatur favorisierte Rolle der Mütter. Im Rahmen der Bielefelder Längsschnittuntersuchung wurden 24 Monate alte Kinder in 47 zehnminütigen Spielsituationen mit einem neuen kreativen Spielmaterial, nämlich Knetmasse, beobachtet.
Die väterliche Spielfeinfühligkeit erwies sich dabei als der Angelpunkt für die Kind-Vater-Beziehung: In unserer Stichprobe konnten wir direkte statistisch bedeutsame Zusammenhänge zwischen der Spielfeinfühligkeit von Vätern mit ihren zweijährigen Kindern und den mentalen Repräsentationen von Bindung ihrer 16 Jahre alten Kinder nachweisen, also 14 Jahre später, und sogar mit der Partnerschaftsrepräsentation ihrer Kinder als junge Erwachsene mit 22 Jahren, also 20 Jahre später. Entsprechende Tests mit der Spielfeinfühligkeit der Mütter haben solche Zusammenhänge nicht erbracht.

Wir haben es also mit deutlichen Geschlechtsunterschieden im Einfluss der Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder zu tun. Wir interpretieren diese Befunde im Lichte der Rolle des Vaters als Unterstützer der psychischen Sicherheit des Kindes vor allem bei seinen spielerischen Explorationen. Durch die Feinfühligkeit und das vorsichtige Herausfordern während des gemeinsamen Spiels fördern Väter die Autonomie ihrer Kinder innerhalb von Beziehungen. Beide zusammen, Vater und Mutter, legen also erst die Grundlagen für psychische Sicherheit und ergänzen einander, was sowohl für den Bereich sicherer Bindung als auch für den Bereich sicherer Exploration innerhalb von affektiven Beziehungen zum Tragen kommt. Sie wirken sich auch auf die Konzentration beim kindlichen Spiel aus (Suess et al., 1992; Grossmann und Grossmann, 1993; Grossmann et al., 1999).

Zusammenfassung: Bindungssicherheit, Bindungsunsicherheit und psychische Entwicklung

Die traditionelle Bindungstheorie betont zwei Grundprinzipien für eingeschränktes Leben: Die Erfahrungen des Säuglings im Zusammenhang mit seinen Bindungsbedürfnissen und, ab etwa 3 Jahren, mit Beginn der ziel-korrigierten Partnerschaft, der kohärente, diskursive Umgang mit Bindungserfahrungen. Wir fügen dem die psychische Sicherheit bei der spielerischen Exploration hinzu. Sicher gebundene Kleinkinder explorieren konzentriert und vergewissern sich der Unterstützung bei Überforderung und Unsicherheit. Bei aktiviertem Bindungssystem teilen sie ihr Leid offen mit und nutzen alle Facetten ihrer Bindungsperson, um Trost zu finden und aus dieser Sicherheit heraus wieder „weltoffen“ zu sein. Unsicher-vermeidende Kinder haben keinen Zugang zur Bindungsperson als sichere Basis und leiden unter dem ausbleibenden Trost, und unsicher-ambivalente Kinder bleiben in ihrer Überwachsamkeit verstrickt. Desorganisierte Kinder finden überhaupt keine Strategie zwischen Sicherheit durch tröstende Nähe und Sicherheit des explorierend-spielerischen Erkundens.
Daraus entwickeln sich entweder weite, offene oder eher enge, geschlossene Handlungspläne. Sie organisieren das Verhalten auf Ziele hin, die anfänglich oft mit Bindungspersonen zusammenhängen und deshalb mit ihnen emotional eng verbunden sind. Emotionen, Motive und Denken spielen dabei für den Erwachsenen mit sicheren Inneren Arbeitsmodellen zusammen. In sicheren Bindungsbeziehungen wendet man sich bei psychischer Verunsicherung an sicherheitsgebende Partner, die man für sich gewonnen hat oder die man für sich gewinnen kann. Pläne und Absichten der Partner sind dabei durch ziel-„korrigiertes“ Verhalten mit den eigenen in Einklang zu bringen. Dies geschieht durch kohärente und offene Kommunikation, wobei Gefühle den jeweiligen Stand der Transaktionen anzeigen. „Schlechte“ Gefühle zeigen eher fehlende, „gute“ dagegen gelingende oder gelungene Übereinstimmung an. Der eigene Zugang zu diesen Gefühlen und Empathie mit den Gefühlen und Absichten des Partners sind folglich Grundlage einer ziel-korrigierten Partnerschaft. Unsichere Bindungen dagegen sind aus bindungstheoretischer Sicht deshalb beeinträchtigend, weil unter Belastung oder Bedrohung des Selbstwertgefühls und der persönlichen Integrität die Integration negativer Gefühle scheitern kann. So wirkt dysfunktionaler Ärger, der dann oft auftritt, mitunter nicht zielgerichtet auf die wirklichen Ursachen der negativen Gefühle, sondern auf andere, die nichts damit zu tun haben. Die psychische Anpassung an die Wirklichkeit, z.B. das Erkennen unterschiedlicher Motive und Absichten nahestehender Mitmenschen oder die Anpassung eigener Ansprüche an die gegebenen Möglichkeiten, seien es die eigenen Ressourcen oder die äußeren Umstände, ist das Ziel realitätsbezogenen Handelns. In gewisser Weise sind Ähnlichkeiten mit leistungsmotiviertem Verhalten gegeben, aber nur dann, wenn dadurch auch eine sichere emotionale Organisation erreicht wird und nicht die Leistung selbst im Vordergrund steht.
Unsichere Bindungsmuster schränken demgegenüber den Spielraum der adaptiven Entwicklung einer angemessenen Organisation der Gefühle mehr oder weniger stark ein. Sie beeinträchtigen den seelisch angemessenen Umgang mit kritischen Situationen vor allem unter Belastung. Helfende und unterstützende Personen werden entweder vermieden, oder die Konzentration auf die zu lösende Aufgabe wird abgebrochen, um der damit verbundenen Angst zu entfliehen, oder man bleibt gänzlich ohne Handlungsstrategie, weil diese durch Gedankenflucht und Augenblicke geistiger Abwesenheit wie in Tagträumen abhanden kommt.

Klare und kohärente sprachliche Darstellungen (Narrativa) bzw. sichere Bindungsrepräsentationen können, so zeigen Bindungsinterviews mit Erwachsenen, auch von Personen entwickelt werden, die sich an eine unglückliche Kindheit erinnern. Die Bindungsrepräsentation dieser Gruppe von Erwachsenen wird von Main als „erworbene Sicherheit“ (earned secure) klassifiziert. Solche Personen berichten häufig überzeugend von mindestens einer anderen Person (oft Lehrer), die damals für sie die Rolle einer feinfühligen Bindungsperson übernahm und durch die sie Verständnis und Unterstützung erfuhren. Dies könnte der größte Nutzen bindungstheoretischen Wissens im erzieherischen Bereich werden.

Schwierige Lebensumstände bedürfen der Klärung. Sie muss sich in der sprachlichen Darstellung zeigen, die solche Probleme repräsentiert und damit auch mögliche Gefühle von Beklemmung und Angst auflöst. Im Gespräch wird nicht nur er-„klärt“, sondern im offenen Diskurs mit vertrauten Personen werden neue Bedeutungen gefunden oder ko-konstruiert. Der „ältere und weisere“ Gesprächspartner muss sich dabei in die Lage des anderen versetzen können und ihn verstehen. In jungen Jahren sind dies natürlich die dem Kind zugeneigten Bindungspersonen. Sind die primären Bindungspersonen weniger zugeneigt und verständnisvoll, dann könnten sich, wenn es keine weiteren Bindungspersonen gibt, unstimmige autobiographische Erinnerungen entwickeln (von Katherine Nelson „incohesive autobiografie memories“ genannt), wenn z.B. emotionale Erfahrungen nicht auf die Ebene sprachlicher Darstellung befördert werden und durch ihre sprachlichen Repräsentationen eine dem Bewusstsein zugängliche Klarheit schaffen, darüber nachzudenken und durch diese Reflexionen zu klaren Deutungen komplexer psychologischer Zusammenhänge zu gelangen.

Die Entwicklung kohärenter und reichhaltiger sprachlicher Repräsentationen von sicheren Inneren Arbeitsmodellen und die Reflexion darüber ist das Schlüsselthema der Bindungsforschung über die Kleinkindzeit hinaus. Bowlby betont dabei die „Neubewertung und Rekonstruktion seines Weltbildes und Modelle von sich selbst und anderen, so dass man gemäß den jeweiligen Anforderungen angemessen handeln kann“ (Bowlby, 1995 a, S. 110-111). Einsames Grübeln oder „Internalisieren“ wird mit großer Wahrscheinlichkeit wenig bewirken. Gemeinsames Nachholen von Lebenserinnerungen mit potentiellen Bindungspersonen jedoch, die auch Erinnerungen an frühe Erlebnisse einschließlich ihrer emotionalen Repräsentationen sprachlich zugänglich macht und in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit bringt, klärt die Motive und eröffnet neue Perspektiven. Sie ist nach Bowlby eine angemessene Strategie, die eine Entwicklung neuer und adaptiver flexibler Innerer Arbeitsmodelle trotz früherer Neigungen zu Vermeidung und Verstrickung in Gang setzen kann. Das Ziel ist die Freiheit im Umgang mit den psychischen Komplexitäten im Rahmen des sich in psychischer Sicherheit entwickelnden eigenen Lebensraumes. Er besteht aus vertrauten, offenen, zugewandten Mitmenschen, die sich in die Lage des klärungsbedürftigen Kindes oder Jugendlichen versetzen können, vor allem bei Herausforderungen, die emotional wirken und Konzentration und Anstrengung erfordern. Es sieht so aus, als wäre dies nur im Zusammenspiel mit Personen zu leisten, die psychische Sicherheit bei Kummer spenden können und dürfen, beim Explorieren und diskursivem Klären komplexer Aufgaben und anspruchsvoller Beziehungen mit dem Ziel, brauchbare Lösungen zu suchen und zu finden, unterstützend und hilfreich sind, weil dies – und nur dann – gewünscht wird. Mit ihrer Hilfe kann es gelingen, durch unsichere Bindungen bedingte psychische Einschränkungen zu überwinden und das eigene Leben innerlich reich, offen, erfreulich und spannend zu gestalten. Ohne ihre Hilfe allerdings bleibt das Leben wohl eher eingeschränkt, innerlich leer, in sich abgeschlossen, angstbesetzt, voller Ärger und Langeweile. Die Lebensgeister regen sich in Beziehungen mit Menschen, denen man sich verbunden fühlt. Sie ermöglichen, wenn diese Beziehungen gelingen, offene Zuneigung, klären Motive und schaffen lebenswerte Perspektiven, die selbst bei großen Anstrengungen erfreulich sind.

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Von

  • Karin Grossmann

    Dr. phil., Dipl.-Psych., freiberufliche Wissenschaftlerin, war assoziert am Psychologischen Institut der Universität Regensburg und Lehrbeauftragte der Universitität Salzburg.

    Alle Artikel von Karin Grossmann
  • Klaus E. Grossman

    Dr. phil., Dipl.-Psych., Prof. emeritus, Institut für Psychologie der Universität Regensburg.

    Alle Artikel von Klaus E. Grossman

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