Homosexualität und HIV / AIDS

1. Robert-Koch-Institut, Berlin (2011):

„Beim Vergleich der Entwicklung in den verschiedenen Betroffenengruppen stieg die absolute Zahl der HIV-Neuinfektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) im Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr geringfügig um 2% an. (…) Bei 85% der 2010 neu diagnostizierten HIV-Infektionen lag eine Angabe zum Infektionsweg vor. MSM stellten mit 68% unverändert die größte Gruppe dar.“1

2. Robert Koch Institut, Berlin (2014):

„Betrachtet man die Entwicklung der HIV-Neudiagnosen…, so stieg die absolute Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), im Jahr 2013 gegenüber 2012 nur geringfügig um 27 Fälle an. (…) Berücksichtigt man ausschließlich die Meldungen, die über ausreichende Angaben zum Infektionsweg verfügen, so nimmt die Gruppe der MSM den größten Anteil ein (71%), gefolgt von der Gruppe, die sich auf heterosexuellem Weg infiziert hat (24%) und der Gruppe der IVD mit 4%.“ [ICD: intravenöse Drogenabhängige]2

3. Robert Koch Institut, Berlin (2014):

Das relative Infektionsrisiko für AIDS bei Männern, die Sex mit Männern haben, ist: 67,2%. Bei Männern, die ausschließlich heterosexuell leben, ist es: 23,6%.3

Berichtete AIDS-Fälle - Infektionsrisiko ist am größten bei Männern, die mit Männern Sex haben

Aktuelle, repräsentative Daten zeigen: 5,8% der Männer geben an, irgendwann in ihrem Leben schon einmal einen homosexuellen Kontakt gehabt zu haben.4

Danach haben Männer, die Sex mit Männern praktizieren, ein HIV-Infektionsrisiko, das im Vergleich zu ausschließlich heterosexuell lebenden Männern 46 Mal höher ist.

Würde man statt der Zahl 5,8% die repräsentativen Daten zur Selbstidentität nehmen, liegt das Risiko für schwul und bisexuell lebende Männer deutlich höher. Nach repräsentativen Daten bezeichnen sich 2,8% der Männer als schwul oder bisexuell.5 Diese Zahl würde bedeuten: Männer, die sich in ihrer Identität als schwul oder bisexuell bezeichnen, haben ein HIV-Infektionsrisiko, das im Vergleich zu ausschließlich heterosexuell lebenden Männern 99 Mal höher ist.6

Der reale höhere Gefährdungsfaktor liegt zwischen den beiden Zahlen: 46 Mal höher und 99 Mal höher.

In Deutschland hat die Zahl der jährlichen HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben,7 über die letzten Jahre leicht, aber stetig zugenommen.

4. Center for Disease Control and Prevention, USA (2013):

Das Center for Disease Controll an Prevention ist eine amerikanische Behörde, die zum Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste gehört. Es veröffentlicht repräsentative Daten zu der US-amerikanischen Bevölkerung. Aus den Zahlen von 2013 geht hervor: Der bei weitem häufigste HIV-Infektionsweg unter den männlichen 13- bis 24-Jährigen war der homosexuelle Kontakt. 91,8 % der HIV-Diagnosen finden sich in dieser Gruppe. Der heterosexuelle Kontakt machte 3,4 % der Fälle aus.

5. US-amerikanische Studie (2012):

Die HIV-Epidemien bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), breiten sich in den meisten Ländern weiter aus. (…)

Trotz jahrzehntelanger Forschung und Bemühungen im medizinischen Sektor, im öffentlichen Gesundheitswesen und im Community-Sektor sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), weltweit von einem hohen Vorkommen und hoher Verbreitung von HIV-Infektionen betroffen. In vielen Ländern mit hohem Einkommen, auch in Australien, Frankreich, Großbritannien und den USA, sind die HIV-Epidemien im Rückgang – außer bei MSM. Hier breiten sie sich weiter aus. In den USA schätzt man, dass seit 2001 die HIV-Infektionen unter MSM jedes Jahr um etwa 8% gestiegen sind. Auch in großen Gebieten Afrikas, Lateinamerikas und Asiens haben MSM die höchsten Infektionsraten. (…)

Bei analem Sex besteht pro sexuellem Akt eine 1,4 prozentige Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren; pro Partner besteht eine 40,4 prozentige Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren. Die 1,4 prozentige Wahrscheinlichkeit pro sexuellem Akt ist ungefähr 18 Mal höher als die bei vaginalem Sex.8

6. Studie der Universität Zürich (1999):

„Auf Grund der aktuellen Daten kann vermutet werden, dass sich jeder 4. Mann mit homosexuellem Kontakt im Laufe seines Lebens mit AIDS infiziert.“9

7. Studie aus Amsterdam (2003):

86% der HIV-Neuinfektionen bei homosexuell lebenden Männern traten bei Männern auf, die in einer festen Partnerschaft lebten, nur 14% bei denjenigen ohne feste Partnerschaft. Laut Studie liegt das daran, dass auch Männer in festen homosexuellen Partnerschaften sexuell nicht monogam leben, sich aber weniger konsequent an safer-sex Regeln halten.10

8. Studie im Lancet (2008):

Die 1996 eingeführte antiretrovirale Kombinationstherapie für AIDS (englisch HAART für: highly active antiretroviral therapy) hat die Lebensqualität von Menschen mit AIDS verbessert, die Lebenserwartung ist gestiegen. Doch auch mit der neuen Kombinationstherapie liegt die Lebenserwartung von Menschen mit AIDS in westlichen Ländern deutlich unterhalb der Lebenserwartung der Allgemeinbevölkerung im selben Land. Wenn man das Alter von 20 Jahren zum Ausgangspunkt nimmt, so die Studie, hat ein Mensch mit AIDS eine Lebenserwartung, die nur zwei Drittel dessen ist, was ein Mensch ohne AIDS im gleichen Land an Lebenserwartung hat.11

Anmerkungen

1 Robert Koch Institut Berlin: Epidemiologisches Bulletin, 30.05.2011.

2 Robert Koch Institut Berlin: Epidemiologisches Bulletin, 30.06.2014.

3 Robert Koch Institut Berlin: Epidemiolohisches Bulletin, 30.06.2014. Die Daten beziehen sich auf den Zeitraum 2011-2013.

4 Alter der befragten Männer: 25-44 Jahre. - Für das Alter 15-44 Jahre ist die repräsentative Zahl 5,2%. - US-Centers for Disease Control, März 2011. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21560887 (Aktuelle Daten aus Deutschland gibt es nicht.)

5 Das sind die Daten zur Selbstidentität. Laumann, E.O., The Social Organisation of Sexuality, University of Chicago, 1994.

6 In den „Richtlinien Hämotherapie“ der Bundesärztekammer von 2010 heißt es: Aus den Daten des Robert Koch-Instituts lässt sich ableiten, dass HIV-Neuinfektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, im Vergleich zu heterosexuellen Männern ca. 100-fach häufiger sind.
www.bundesaerztekammer.de/downloads/Haemotherapie_MSM_Erlaeuterung_final.pdf Zugriff 18.3.2015.

7 Die offizielle Bezeichnung für schwul und bisexuell lebende Männer lautet: Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).

8 Beyrer, C. et al., Global epidemiology of HIV infection in men who have sex with men. In: Lancet, 380, 2012, S. 367-377.

9 Zürich Men's Study, Hrsg. von: Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich, Sumatrastrasse 30, CH-8006 Zürich, Juni 1999.

10 Maria Xiridou et al.: The contribution of steady and casual partnerships to the incidence of HIV infection among homosexual men in Amsterdam. In: AIDS 17, 7, 2003, S. 1029-1038.

11 Hogg, R.S., Life expectancy of individuals on combination antiretroviral therapy in high-income countries: a collaborative analysis of 14 cohort studies. In: Lancet 26, S. 293-299, 2008.

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