„Sexuelle Vielfalt“? Einblick in neue Schulrichtlinien

Marion Gebert

Schon seit mehreren Jahren ist das Thema „sexuelle Orientierung“ Bestandteil von Schulrichtlinien in ganz Deutschland. Man will damit eine größere Offenheit und Akzeptanz gegenüber „alternativen Lebensformen“ erreichen. Schülern soll vermittelt werden, dass homosexuelle Lebensweisen „natürlich“ seien und gleichberechtigt neben der Ehe zu stehen haben.
 
In neuen Schulrichtlinien geht es aber noch um mehr: Es geht um die Akzeptanzförderung „sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, kurz: die Akzeptanzförderung von LSBTI. Diese mittlerweile gebräuchliche Abkürzung steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, transsexuelle und intersexuelle Lebensformen.1
Schon ab der 1. Schulklasse sollen Kinder lernen, ihr Denken und Fühlen nicht mehr an der Vater-Mutter-Kind-Familie orientieren, sondern an der „sexuellen und geschlechtlichen  Vielfalt“. Im folgenden Artikel sind Informationen dazu zusammengestellt.

Schule ohne Homophobie – Schule der Vielfalt2 heißt eine aktuelle Kampagne in Nord­rhein-Westfalen, mit der die „Akzeptanz von unterschiedlichen Lebensweisen“ gefördert werden soll. Um dies zu erreichen, soll das Thema „sexuelle Vielfalt“ an den Schulen verstärkt innerhalb des Unterrichts thematisiert werden. Das Angebot reicht von Unterrichtseinheiten mit „Betroffenen“ über die Ausbildung von Ansprechpartnern für sexuelle Orientierung an Schulen bis hin zur Erweiterung der Lehrpläne. In den Bildungsplänen und Handreichungen zur Sexualerziehung an Schulen taucht längst nicht mehr nur das Thema Homosexualität und gleichgeschlechtliche Lebensweisen auf. Zur „sexuellen Vielfalt“ gehören auch ­bisexuelle Lebensformen sowie Transsexualität, Transgender und Intersexualität. Damit soll propagiert werden, dass es zahlreiche sexuelle Lebensweisen und weit mehr als nur zwei Geschlechter gibt und dass diese alle gleichberechtigt anzuerkennen seien.
Mit der Aufklärung kann nicht früh genug begonnen werden. So findet man auf der Webseite des Bildungsservers Berlin-Brandenburg3 eine Liste mit Literaturempfehlungen. Darunter auch das Kinderbuch „König & König“4, empfohlen für Kinder ab 4 Jahren. Es handelt von einem Prinzen, dem keine der ihm vorgestellten Prinzessinnen gefällt und der in Prinz Herrlich endlich die wahre Liebe findet. In kindgerechter Sprache mit bunten Bildern wird den kleinen Lesern die homosexuelle Ehe offeriert: „Es wurde eine ganz besondere Hochzeit. Die Prinzen gingen von nun an als König & König durchs Leben.“ Eine Rezensentin konstatierte: „Das Buch unterstützt ein Denken, in dem gleichgeschlechtlichen Beziehungen Normalität zukommt.“5
Für den Ethikunterricht in Berlin wird schon ab Klasse 7, also für 12-jährige Kinder, folgendes „Familiengespräch“ empfohlen, das sich in der Handreichung des ­­­Lesben-  und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg  findet: „Stellt Euch folgende Situation vor: Vater, Mutter, Sohn und Tochter sitzen zum Essen (oder bei einem Brettspiel, etc.) zusammen an einem Tisch und verbringen den Abend in geselliger Runde. Einem Kind ist vor einiger Zeit klar geworden, dass er/sie schwul/lesbisch ist, und möchte dies nun der Familie mitteilen, sich also outen.“6 Daraus soll ein Dialog formuliert und der Klasse vorgeführt werden.

Wie ein Mädchen seinen Eltern die eigene „lesbische Identität“ offenbaren kann, verrät ein Comic  in einer ­Handreichung der Berliner Senatsverwaltung für ­weiterführende Schulen ab Klasse 77. Auch hier belehren die Kinder ihre Eltern. Die Tochter erzählt ihrer Mutter am Telefon, dass sie lesbisch sei, und kommentiert dann deren Reaktion: „Großartig! Ihr macht das gut! Es heißt, die erste Phase, die Eltern ­durchmachen, ist leugnen. Dann kommt Schuldgefühl. Ihr müsst jetzt sagen: ‚Was haben wir nur falsch gemacht?!’“ Darauf antwortet die Mutter: „Ich hätte dich nicht so lange stillen dürfen!“ Aus dem ­Zusammenhang geht hervor, dass das, was die Mutter sagt, Unsinn ist. 
        
Das Bayerische Staatsministerium für ­Unterricht und Kultus gab für die Jahrgangsstufen 8 und 9 das Aids-Präventionsprogramm LIZA heraus, in dem folgende ­Unterrichtseinheit vorgeschlagen wird. Schüler und Schülerinnen sollen sich in die Rolle von Experten zum Thema ­Homosexualität begeben und auf diesen „Brief“ antworten: ­„Christoph, 17: Während unserer Jugendreise nach Berlin lernte ich bei einem Discobesuch einen 21-jährigen Mann kennen. Sehr schnell wurde mir klar, dass er schwul ist und sich für mich ­interessierte. Ich bin dann mit ihm nach Hause gegangen, und wir haben die ganze Nacht rumgeschmust und uns gestreichelt und so. Das hat mir viel Spaß gemacht und mir sehr gefallen. Ich glaube seitdem, dass ich selber schwul bin, aber das geht nicht wegen meiner Eltern, die würden das nie erlauben. Meine Freunde, die vermutlich mitbekommen haben, wo ich in der Nacht war, machen seitdem auch ständig blöde Bemerkungen! Was soll ich tun?“8
Auf den Webseiten des Bildungsservers Berlin-Brandenburg9 und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Landesverband Berlin)10 wird das Buch „Bist du schwul, oder was?“11 für Kinder ab 12 Jahren empfohlen, in dem das Coming-out propagiert wird. Bedeutet das, dass schon 12-Jährige homosexuellen Sex ausprobieren sollen? Hilfestellung zum Coming-out für schwule Jugendliche will auch die Internetplattform dbna – du bist nicht allein12 leisten und wird bereits von 14-jährigen Jungen als Kontaktbörse genutzt. Sie wird vom Jugendnetzwerk Lambda unterstützt, das von der Bundesregierung gefördert wird.13
Das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) verschickte eine Handreichung für Lehrer, versehen mit einem Empfehlungsschreiben der Berliner Senatsverwaltung. Darin enthalten ist ein Rollenspiel für Schüler ab Klasse 9, also 14-Jährige, die sich in die Gefühlswelt eines homosexuellen Mannes hineinversetzen sollen: „Du sitzt an der Theke einer Schwulenbar und könntest heute eigentlich einen hübschen Mann in deinem Bett gebrauchen. Ein Neuer betritt den Raum, den du eigentlich ganz schnuckelig findest. (Wie) ergreifst du deine Chance?“14
Die Rollenspiele sind noch steigerungsfähig. In obiger Handreichung der Berliner Senatsverwaltung wird folgende Scharade für Kinder ab Klasse 7 vorgestellt15:

Coming-outdas erste MalAufklärung zu früh kommen
Liebe macht blindHeiratsantragVerliebtseinSelbstbefriedigung
Orgasmuseine LesbeProstituiertechatten
die Pilleein SchwulerSchwangerschaftDarkroom
PornoAIDSKondomSM

 
In einer „spielerischen Auseinandersetzung“ mit dem Thema „Liebe und Sexualität“ sollen Begriffe wie Lesbe, Selbstbefriedigung, Darkroom16, SM17, Porno oder Orgasmus pantomimisch dargestellt und erraten werden. Laut Spielanleitung sei mit einem gewissen „Spaßfaktor“ zu rechnen. Um deutlich zu machen, womit die Kinder und Jugendlichen hier konfrontiert werden, ein Zitat aus einer Broschüre der staatlich geförderten Deutschen AIDS-Hilfe e.V. Ein Mann beschreibt seine Erlebnisse im Darkroom: „Ich suchte anonymen Sex, aber auch Wärme und Geborgenheit. Nur fühlte ich mich nach dem Darkroomsex oft so leer. … Es hat mich fasziniert, wie viele Männer es gibt, die alle Sex wollen.“18

Ein weiteres Beispiel aus dem Nachbarland Schweiz. Im Kanton Basel-Stadt ist ab dem Schuljahr 2011/12 der Sexualkundeunterricht bereits für vierjährige Kindergartenkinder obligatorisch. Dazu sollen „Sex-Koffer“und Boxen an 30 Schulen und Kindergärten verteilt werden, gefüllt mit diversen Utensilien zur Demonstration von Techniken und Sexualorganen. Eine Box für ältere Kinder enthält Aufklärungsfilme, Holzpenisse in verschiedenen Größen und eine künstliche Vagina aus Plüsch.

Dagegen protestierte das Komitee Gegen die Sexualisierung der Volksschule und verschickte eine Petition zusammen mit Faksimile-Illustrationen aus einem im „Sex-Koffer“ enthaltenen Aufklärungsbuch für 5-jährige Kinder. Die Schweizer Post wertete diese Illustrationen als Pornographie und lehnte die Verteilung der betreffenden Petitionsbögen in Basel ab.19

Beispiel Berlin-Brandenburg

Etwas detaillierter wird im Folgenden am Beispiel des Bundeslandes Berlin-Brandenburg Einblick in die Entwicklung schulischer Aufklärungsarbeit, wie sie in verbindlichen Schulrichtlinien festgelegt ist, gegeben.

An der Forderung der Homosexuellen-Lobby, die herrschende „Heteronormativität“20 zu überwinden, orientieren sich inzwischen auch die offiziellen Schulrichtlinien. Was bislang common sense und Basis jeder Gesellschaft war, wird nun in Frage gestellt. Heterosexuelle Vorbilder dürfen nicht mehr vermittelt werden, weil dadurch einzelne Kinder und Jugendliche angeblich Schaden nehmen könnten.  

Bereits im Jahr 2001 folgen die Rahmenpläne für Unterricht und Erziehung in der Berliner Schule diesem neuen Kurs: „Die Gesellschaft gibt bisher überwiegend heterosexuelle Leitbilder vor. Die Entwicklung der sexuellen Identität von Kindern und Jugendlichen, die sich lesbisch, schwul oder bisexuell entwickeln, wird dadurch erschwert. Deshalb ist es wichtig, gleichgeschlechtliche Lebensweisen in ihrer Vielfalt darzustellen und altersgemäß zu vermitteln. … Die verschiedenen Lebenssituationen der Kinder und Jugendlichen müssen im Unterricht thematisiert werden, ohne dass die Unterschiedlichkeiten einer moralischen Wertung unterzogen werden. Sie sind als gesellschaftliche Realität zu akzeptieren, als gleichwertig zu betrachten und als Möglichkeiten für die eigene Lebensplanung der Schülerinnen und Schüler zu behandeln.“21

Am Berliner Schulgesetz von 2004 wird die Abkehr von der bisher geltenden heterosexuellen Norm deutlich: „Die Sexualerziehung darf zu keiner einseitigen Beeinflussung führen.“22

Im Rahmenlehrplan zum Schuljahr 2004/05 für Grundschulen im Land Brandenburg ist im Fach Biologie das Thema „Liebe und Sexualität in hetero-, bi- und homosexuellen Lebensformen“ vorgesehen. Als Anforderung an die Schüler wird dabei „Toleranz und Akzeptanz zeigen“ genannt.23 Toleranz ist nicht genug, Akzeptanz ist das Ziel.

Zum Schuljahr 2006/2007 treten in Berlin die neuen Rahmenlehrpläne für die Jahrgangsstufen 7-10 in Kraft. Themen wie gleichgeschlechtliche Lebensweisen, se­­­­xu­elle Identität und Transsexualität nehmen einen immer breiteren Raum ein und werden für die Fächer Bildende Kunst, Biologie, Fremdsprachen, Ethik, Philosophie, Geschichte, Sport und Sozialkunde vorgeschlagen.24 Bereits Grundschüler der Jahrgangsstufen 3-4 werden im Fach Sachkunde mit „hetero- und homosexuellen Lebensweisen“ konfrontiert. Im naturwissenschaftlichen Unterricht der Jahrgangsstufen 5-6 ist als Lernziel vorgegeben: „Liebe, Freundschaft und Sexualität in hetero-, homo-, trans-, bisexuellen Lebensformen.“25 Im Fach Biologie gibt es für die Klassen 7-8 als Pflichtmodul: „Sexualität und sexuelle Orientierung: Hetero- und homosexuelle Beziehungen, sexuelle Praktiken und Empfindungen, Transsexualität.“26

„Queere“ Pädagogik

Eine Vorreiterrolle bei der Vermittlung von LSBTTI27-Themen nimmt die Berliner Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ (ISV) ein, die 2009 vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen wurde. In sechs verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen – mit dem Schwerpunkt Schule – sollen insgesamt 60 Maßnahmen28 umgesetzt werden. Ziel ist der Abbau von Diskriminierung, die Akzeptanzförderung „sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ und der Abbau von „Homophobie und Transphobie“29. Die ISV geht aus dem von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragten „Nationalen Aktionsplan gegen Homophobie“ hervor und kostet den Berliner Senat 2,1 Millionen Euro.30

Zunächst soll eine umfangreiche Evaluation, inwiefern die Rahmenrichtlinien zur Sexualerziehung fächerübergreifend berücksichtigt und praktisch umgesetzt werden, geschehen. Vor allem soll überprüft werden, ob LSBTTI-Themen auch wirklich im Unterricht vermittelt werden. Das Maßnahmenpaket sieht auch eine Weiterbildung für im pädagogischen Bereich tätige Personen vor (Schulpsychologen, Schulleiter, Lehrer, Schulsozialarbeiter). Diese sollen zu Weiterbildungen mit den Inhalten „Diversity31 […], Antidiskriminierung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“32 verpflichtet werden. Dazu wurden die beiden Berliner Vereine KomBi und ABqueer e.V. beauftragt, die beide Aufklärungsarbeit zu den o.g. Themen betreiben und im Rahmen der Initiative Queerformat zusammenarbeiten.

Der Begriff Diversity betont noch einmal, dass es nicht nur um verschiedene sexuelle Lebensformen, sondern auch um verschiedene geschlechtliche Lebensformen und um die Überwindung des „bipolaren Geschlechterkonstrukts“ geht. Es soll nicht nur zwei, sondern viele Geschlechter geben.

In einem Flyer von Queerformat heißt es: „Auch queere Lebensweisen sind ein Teil gesellschaftlicher Vielfalt: Dazu gehören lesbische, schwule, bisexuelle oder trans Kinder und Jugendliche…“33 Dabei wird „trans“ wie folgt definiert: „Alle Personen, für die ihr gelebtes Geschlecht keine zwingende Folge des bei Geburt zugewiesenen Geschlechts ist.“ Hier werden bereits Kinder in einem Alter, in dem ihre psychosexuelle Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, als Transgender oder Transsexuelle klassifiziert, wobei Transgender und Transsexualität nicht mehr als Geschlechtsidentitätsstörung gelten sollen, sondern als neue Normalität.

Im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung verfasste Queerformat ein Umsetzungskonzept zur o.g. ISV-Initiative. Es wurde speziell für den Bereich Schule erstellt und soll u.a. im Rahmen der Lehrerfortbildung verwendet werden. Mit dem Ziel, eine „heteronormative Sozialisation“ zu überwinden, heißt es dort: „So durchlaufen also auch LGBT-Jugendliche eine heteronormative Sozialisation, in der sie von früh auf lernen, dass die Welt in ausschließlich zwei Geschlechter unterteilt ist… (…) Die psychische und soziale Situation junger LGBT schafft somit einen dringenden Handlungsbedarf für die Schule. (…) Lesbische, schwule, bisexuelle und trans Jugendliche brauchen Beistand in ihrer psychosozialen Entwicklung, damit sie die Möglichkeit und das Vertrauen bekommen, zu ihren Gefühlen zu stehen. Sie benötigen Unterstützung bei der Entwicklung eines ihnen angemessenen Lebenskonzepts.“34

Der als Kommunikations- und Beratungszentrum homosexueller Frauen und Männer gegründete Verein KomBi will mittels seiner „Lebensformenpädagogik“ „sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ als positiven Wert vermitteln: „Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die verschiedene Lebensweisen akzeptiert, weil sie gelernt hat, Vielfalt als bereichernd und nicht als bedrohlich zu erleben.“35 Den SchülerInnen werden die „Identitäten“ heterosexuell, lesbisch, schwul, bisexuell und transgender „im Wissen“ um „Wandelbarkeit und Durchlässigkeit“ präsentiert. Außerdem wird im Unterrichtsmaterial empfohlen, „den Zusammenhang zwischen Menschenrechtsschutz und Diskriminierungsverboten herzustellen.“36 Die LehrerInnen sind bei diesen Unterrichtseinheiten nicht anwesend und können somit auch nicht kontrollieren, welche Informationen vermittelt werden.  

Ziel des schulischen Aufklärungsprojekts von ABqueer e.V. ist es, „sich mit lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans Lebensweisen... auseinander zu setzen und Klischees und eventuell bestehende Vorurteile zu benennen und aufzubrechen.“37

Im Rahmen des Maßnahmenpakets „Selbstbestimmung und Akzeptanz Sexueller Vielfalt“ des Berliner Senats wird im Schuljahr 2011/12 ein von Queerformat zusammengestellter Medien­koffer für den Grundschulunterricht in den Fächern Deutsch, Sachkunde und politische Bildung nach Ermessen des jeweiligen Lehrers eingesetzt. Der 25 Bilderbücher und ein Memory-Spiel umfassende Themenkoffer „Familien, Lebensweisen und sexuelle Vielfalt“ ist für Erstklässler – also bereits für 6-jährige Kinder – gedacht.

Darin findet sich das oben beschriebene Buch „König & König“ und ein Bilderbuch, in dem Kindern erklärt wird, dass mit den Regenbogenfamilien eine neue Zeit auf dem Vormarsch sei: „Vor langer, langer Zeit sahen die meisten Familien in Büchern so aus: ein Papa, eine Mama, ein kleiner Junge, ein kleines Mädchen.“ Heute jedoch gelte: „Manche Kinder haben zwei Mamas oder zwei Papas. So viele Farben wie der Regenbogen hat, so unterschiedlich kann das Zusammenleben sein.“38

In einem weiteren Bilderbuch „Alles Familie!“ geht es um die „Patchworkfamilie“. Die Kinder nennen ihre Bezugspersonen „Halbmami“, „Zweitvater“ und „Dreiviertelpapa“. Am Wochenende ziehen sie jeweils um, weil sie eine Woche bei Mama und eine Woche bei Papa leben.

Zu homosexuellen Beziehungen heißt es im selben Buch: Die Kinder Carla und Moritz „leben eine Woche bei zwei Mamas und die nächste bei zwei Papas. Die Mamas sind… lesbisch. Sie verlieben sich in Frauen statt in Männer. Weil aber zwei Frauen keine Kinder miteinander bekommen können, haben sie Stefan gefragt. Stefan ist schwul. Er liebt Männer statt Frauen. Genauer gesagt liebt er Andreas. Mit Andreas ist Stefan verheiratet.“39 Der Klett-Verlag stellt das Buch auf seiner Webseite wie folgt vor: „Es gibt sie natürlich weiterhin, die sogenannte Bilderbuchfamilie. Bestehend aus Mama, Papa und Kind(ern). Wir alle kennen aber viele weitere Formen des Familienlebens. Inzwischen sind sie völlig normal – und dennoch im Bilderbuch noch nicht so richtig angekommen. Das ändert sich mit diesem Buch. Hier finden wir sie alle: die Alleinerziehenden, die Patchworkfamilien in ihren verschiedenen Mixturen, die Regenbogen-, die Kinderdorf- und Adoptivfamilien.“40 So wird bereits 5-Jährigen vermittelt, dass das traditionelle Familienmodell überholt und eine homosexuelle Partnerschaft gleichbedeutend mit der Ehe sei.

In einem weiteren Kinderbuch wird Transgender/Transsexualität als verlockende Lebensform dargestellt: „Jo“ ist ein Mann, der schon als Junge immer am liebsten das schönste Kleid der Mutter, „das rote mit dem tiefen Ausschnitt“ angezogen hat.41 

Conny Kempe-Schälicke, die Koordinatorin der ISV, kommentierte den Medienkoffer so: „Wir zeigen alles, was heute Realität ist. Homosexualität soll dabei nicht herausgestellt werden. Vielmehr geht es um Vielfalt. Weg von der klassischen Vater-Mutter-Kind-Familie, hin zu Modellen, in denen Kinder auch glücklich sein können. Denn das Einzige, was wichtig ist, ist eine liebevolle Umgebung.“

Dabei solle Kindern vermittelt werden, „wie es ist, wenn man nicht genau weiß, ob man männlich oder weiblich ist. Als Jugendliche können sie sich dann bewusst für eine sexuelle Identität entscheiden, so wie für eine Religion.“42

Orientierungslosigkeit als Ziel?

Der Aufwand, der zur Durchsetzung dieser Programme getrieben wird, ist immens. Auf der Webseite des Bildungsservers Berlin-Brandenburg steht den Lehrkräften umfangreiches Material zur Verfügung. Darüber hinaus können sie auch Vertreter der Lesben- und Schwulenorganisationen in den Unter­­­­­­richt einladen, „die einen Beitrag zur ­Aufklärung leisten.“43   

In welchem Maße Kinder und Jugendliche mit solchen Programmen der Orientierungslosigkeit überlassen werden, beschreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche ­Aufklärung. Schon im Jahr 2004 publizierte sie eine Analyse der schulischen Sexualaufklärung in Deutschland und bewertete sie damals für Berlin folgendermaßen: „In den Richtlinien ist keine Zielführung der Sexualerziehung im Hinblick auf Ehe und Familie ­auszumachen.“44

Anmerkungen

1 Lesbisch/schwul/bisexuell: Betrifft die persönlichen Gefühle, sexuelles Begehren und Verhalten. Einige, längst nicht alle davon betroffenen Menschen, wählen auch eine homosexuelle oder bisexuelle Identität für sich.

Transsexualität ist eine Störung der Geschlechtsidentität und wird unter diesem Begriff in der offiziellen ­Diagnoseliste (ICD-10) als psychische Erkrankung aufgeführt. Dort heißt es: Transsexualismus ist: „Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie ­möglich anzugleichen.“ www.icd-code.de/icd/code/F64.-.html

Zur Transsexualität gehört also, dass ein Mensch körperlich eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört, biologisch-physisch gesund ist, sich jedoch anhaltend als Angehöriger des anderen Geschlechts empfindet und danach strebt, sich auch körperlich diesem Geschlecht so gut wie möglich anzunähern.

Transgender ist ein neuer Begriff, der meist die Normalität von Lebensweisen jenseits einer empfundenen geschlechtlichen „Zwangseinteilung“ von Mann oder Frau betonen will. Die Übergänge zur Transsexualität sind fließend, wobei auch Transsexualität oft als „normal“ angesehen wird. Anders als Intersexualität ist es keine biologische Erkrankung. Eine Betroffenengruppe schreibt: „Trans, transgender, transidentisch oder transsexuell bezeichnet also eine (Geschlechts-)Identität, die sich definiert über Faktoren, die über die sexuell-biologischen hinausgehen, bzw. sich im Gegensatz zu diesen sieht. Ausschlaggebend für Selbst- und Fremdwahrnehmung ist nicht alleine der Körper oder gar die Geschlechtsorgane, sondern Identitäts(-gefühl, -bewusstsein), Empfinden und Verhalten. So kann sich ein Mensch, der eine vollständig weibliche Anatomie hat, ­dennoch nicht als Frau fühlen, sondern teilweise oder­­ vollständig als Mann, und möchte dann auch so wahrgenommen werden (oder natürlich umgekehrt).“

www.transmann.de/informationen/transfaq.shtml

Intersexualität ist ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche, biologisch-körperliche Erkrankungen. Gemeinsam ist, dass die biologischen Geschlechtsmerkmale (Chromosomen, innere und äußere Geschlechtsmerkmale, Hormone) in irgendeiner Weise erkrankt sind und eine eindeutige Zuordnung zum männlichen oder weiblichen Geschlecht oft schwierig, manchmal auch unmöglich ist. Die älteren Begriffe hierfür sind Pseudohermaphroditismus und Hermaphroditismus.

2 Webseite „Schule ohne Homophobie – Schule der Vielfalt“, abrufbar unter www.schule-der-vielfalt.de/index.htm Zugriff: 25.08.2011

3 bildungsserver.berlin-brandenburg.de/literaturlisten.html Zugriff: 31.08.2011

4 De Haan, Linda, und Nijland, Stern, König & König, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2001.

5 Webseite des Wiener Vereins zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle. Rezension „König und König“ von Rosemarie Ortner, S. 2, abrufbar unter www.efeu.or.at/seiten/lesen_rezensionen/koenigundkoenig.pdf Zugriff: 25.08.2011

6 LSVD Berlin-Brandenburg (Hg.), Handreichung für den Berliner Ethikunterricht „90 Minuten für Sexuelle Vielfalt“, S. 13, abrufbar unter www.berlin.lsvd.de/cms/files/cg_lsvd_2010_ethik.pdf Zugriff: 25.08.2011

7 Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Landesinstitut für Schule und Medien (Hg.), Lesbische und schwule Lebensweisen, S. 85f, abrufbar unter www.berlin.de/imperia/md/content/lb_ads/gglw/themen/lesbische_und_schwule_lebensweisen_2010_ohne_cartoons.pdf Zugriff: 28.08.2011

8 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (Hg.), LIZA – Liebe in Zeiten von Aids, München 2004, S.166, abrufbar unter www.km.bayern.de/download/1938_liza.pdf  Zugriff: 25.08.2011

9 bildungsserver.berlin-brandenburg.de/unterrichtsmaterial.html Zugriff: 24.08.2011

10 www.gew-berlin.de/blz/21020.htm Zugriff: 24.08.2011

11 Pohl, Frank G., Bist du schwul, oder was?, Verlag an der Ruhr 2008.

12 www.dbna.de Zugriff: 24.08.2011

13 Siehe www.lambda-online.de/ueber-lambda ­Zugriff: 29.09.2011

14 Miller, Tobias, FDP kritisiert Rollenspiele für 14-Jährige in der Schwulenbar, Berliner Zeitung vom 27. Juni 2007, abrufbar unter www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0627/berlin/0048/index.html Zugriff: 25.08.2011

15 Lesbische und schwule Lebensweisen, S. 28f.

16 Abgedunkelter Raum in Szenebars, in denen meist homosexuelle Männer anonymen Sex miteinander haben.

17 Abkürzung für Sadomasochismus, eine Zusammenziehung der Begriffe Sadismus und Masochismus. Bezeichnung für eine sexuelle Abweichung, bei der Lust oder Befriedigung durch die Zufügung oder das Erleben von Schmerz, Macht oder Demütigung erlebt werden.

18 Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (Hg.), Rausch und Risiko – Schwule Männer und ihre Drogen, November 2001.

19 Lenzlinger, Romina, Verdirbt dieser Sex-Koffer unsere Kinder?, Blick.ch vom 22.5.2011, abrufbar unter http:// www.blick.ch/news/schweiz/verdirbt-dieser-sex-koffer-unsere-kinder-173049 Zugriff: 25.08.2011.

Webseite des Petitionskomitees gegen die Sexualisierung der Volksschule, abrufbar unter  www.volksschul-sexualisierung-nein.ch/leserbriefe/paedagogische-argumente-gegen-neue-sexualkunde.html Zugriff: 11.10.2011.

20 Heteronormativität: Wird häufig von Vertretern der Homosexuellenbewegung oder der Gender Ideologie benutzt, um die Heterosexualität als Norm zu hinterfragen.

21 Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin (Hg.), Allgemeine Hinweise zu den Rahmenplänen für Unterricht und Erziehung in der Berliner Schule A V 27, S. 6 u. 3, Kursiva hinzugefügt, abrufbar unter www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/av27_2001.pdf ­Zugriff: 25.08.2011

22 Neues Berliner Schulgesetz vom 26.1.2004 (Auszug), abrufbar unter www.berlin.de/imperia/md/content/lb_ads/gglw/themen/schulgesetz04.pdf Zugriff: 25.08.2011

23 Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (Hg.), Rahmenlehrplan Grundschule Biologie, S. 31, abrufbar unter bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene_und_curriculare_materialien/grundschule/Biologie-RLP_GS_2004_Brandenburg.pdf Zugriff: 25.08.2011

24 Rahmenlehrpläne für die Berliner Schule, S. 1, abrufbar unter www.berlin.de/imperia/md/content/lb_ads/gglw/themen/rahmenlehrplaene06.pdf Zugriff: 25.08.2011

25 ebenda, S. 1.

26 ebenda, S. 2.

27 LSBTTI: Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell. Teilweise wird auch im Deutschen die englische Abkürzung benutzt: LGBTTI (G für gay) oder nur LSBTI/LGBTI oder LSBT/LGBT. Zur Erklärung der Begriffe siehe Fußnote 2.  

28 Der Senat von Berlin, Mitteilung über Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Homophobie, abrufbar unter www.berlin.de/imperia/md/content/lb_ads/gglw/isv/final_mzk_ma__nahmenpaket_bek__mpfung_homophobie_mit_tabelle_bf.pdf; Zugriff: 25.08.2011

29 www.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/16/DruckSachen/d16-2291.pdf Zugriff: 29.09.2011

30 Siehe www.berlin.de/landespressestelle/archiv/2010/02/16/155867/ Zugriff: 29.09.2011

31 „Diversity“: englischer Begriff für „Vielfalt“.

32 Der Senat von Berlin, Mitteilung über Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Homophobie, S. 2.

33 Siehe www.paritaet-berlin.de/upload/download/flyer_queerformat_dinlang_zweiteauflagelr.pdf Zugriff: 25.08.2011

34 Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Bildungsinitiative Queerformat, Konzept zur Umsetzung der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz Sexueller Vielfalt“ (ISV) für den Bereich Schule vom 9.3.2011, S. 27 u. 45, abrufbar unter www.queerformat.de/fileadmin/user_upload/documents/Queerformat_Schule.pdf Zugriff: 25.08.2011

35 Webseite von KomBi, Kommunikation und Bildung, abrufbar unter www.kombi-berlin.de/03-a.html Zugriff: 25.08.2011

36 Kugler, Thomas, Unterrichtssequenz „Sechs mal Vielfalt“ – Was Vielfalt bedeutet und wie sie geschützt wird, abrufbar unter www.kombi-berlin.de/05-vielfalt.pdf Zugriff: 25.08.2011

37 Webseite von ABqueer e.V., abrufbar unter www.abqueer.de/wir/verein.html Zugriff: 25.08.2011

38 Hoffman, Mary und Asquith, Ros, Du gehörst dazu: Das große Buch der Familien, Sauerländer Verlag 2010.

39 Maxeiner, Alexandra, und Kuhl, Anke, Alles Familie! Klett Kinderbuch Verlag 2010. Siehe auch: Harder, Lydia, Für ein anderes Bild von Familie, FAZ vom 20.7.2011, abrufbar unter www.faz.net/artikel/C31475/sexualerziehung-fuer-ein-anderes-bild-von-familie-30468479.html Zugriff: 25.08.2011

40 Vgl. www.klett-kinderbuch.de/index.php Zugriff: 25.08.2011

41 Thiele, Jens, Jo im roten Kleid, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2004.

42 Schulfach: Schwul, BZ Online vom 20. Juni 2011, abrufbar unter www.bz-berlin.de/archiv/schulfach-schwul-article1207880.html Zugriff: 25.08.2011

43 Kleine Anfrage Nr. 14/361 des Abgeordneten Gernot Klemm (PDS) über: Lesben und Schwule als ­Unterrichtsgegenstand vom 16.3.2000, abrufbar unter www.schwulelehrer.de/schule/dokumente/schule_40_01.pdf Zugriff: 25.08.2011

44 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Richtlinien und Lehrpläne zur Sexualerziehung, Eine Analyse der Inhalte, Normen und Werte sowie Methoden zur Sexualerziehung in den sechzehn Ländern der Bundesrepublik Deutschland, Köln 2004, S. 56-57, abrufbar unter www.dgg-ev-bonn.de/conpresso/_data/BZgA_KMK2004.pdf Zugriff: 25.08.2011

Von

  • Marion Gebert

    Diplom-Übersetzerin (Englisch, Russisch) und leitet das Büro des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft. Arbeitsschwerpunkte: Recherche und Übersetzungen

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