Wie ein norwegischer Komiker die Gender-Forschung entlarvte
Norwegens populärster Komiker, der Soziologe Harald Eia hatte 2010 eine mehrteilige TV-Dokumentation über die biologischen Grundlagen von Verhaltensunterschieden zwischen Mann und Frau gedreht, die im norwegischen Fernsehen (NRK) unter dem Titel Hjernevask (Brainwashing, Gehirnwäsche) gezeigt wurde. Das Ergebnis war eine heftige Debatte in der norwegischen Öffentlichkeit über den Realitätsgehalt der Gender Theorien. Die politischen Folgen sind jetzt aktuell.
Harald Eias Ziel war es, das „Gender Paradox“ in Norwegen zu hinterfragen – den Widerspruch zwischen jahrzehntelanger offizieller geschlechtsneutraler Erziehung und der Tatsache, dass auch weiterhin in bestimmten Berufen (z.B. Ingenieure) fast nur Männer vertreten sind, in pflegerischen Berufen dagegen mehrheitlich Frauen arbeiten und der Prozentsatz der Männer in diesen Berufen sogar wieder abgenommen hat.
Zum Hintergrund: Norwegen hat den zweiten Platz im internationalen Gender-Gap-Index inne, verfügt über einen hohen Lebensstandard und nimmt bei der Gleichstellung der Geschlechter eine Vorreiterrolle ein. Als erstes Land der Welt hatte Norwegen 2003 eine Geschlechterquote für Aufsichtsräte eingeführt; inzwischen müssen alle staatlichen Unternehmen mindestens 40% ihrer Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzen.
Über dieses Gender-Paradox öffentlich nachzudenken, war zu einem Tabu in Norwegen geworden. Als Harald Eia das Buch des Psychologen Steven Pinker „Das unbeschriebene Blatt – Die moderne Leugnung der menschlichen Natur“ las, beschloss er, dem Paradox auf den Grund zu gehen.
Von einem Kamerateam begleitet, interviewte Eia norwegische Gender-Theoretiker zu Themen wie sexuelle Orientierung, Geschlechtsrollen, Gewalt, Erziehung. Er wollte wissen, ob die empirisch auch weiterhin nachzuweisenden Verhaltensunterschiede zwischen Mann und Frau angeboren oder erworben sind. Er übersetzte dann die Interviews ins Englische und zeigte sie englischen und amerikanischen Experten aus der Gen-, Gehirn-, Verhaltens-, Psychologie- und Sozialforschung wie Robert Plomin, Steven Pinker, Anne Campbell, Simon Baron-Cohen, Richard Lippa und David Buss. Diese reagierten überrascht bis fassungslos auf die Aussagen der Norweger. Harald Eia konfrontierte letztere dann erneut mit Fakten, die zeigen, dass die Lebenswirklichkeit der Menschen mit den Theorien der Gender Theoretiker nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Die Reaktion der Gender-Theoretiker offenbarte ihre Hilflosigkeit, aber auch Faktenresistenz. Vor laufender Kamera mussten sie immerhin zugeben, dass ihre Theorien – z.B. dass Geschlechtsrollenunterschiede nicht angeboren seien – keine empirisch-wissenschaftliche Grundlage haben. Jeder Fernsehzuschauer konnte erkennen, wie ideologiegeleitet und unwissenschaftlich die Gender-Forschung in Norwegen ist.
600.000 Zuschauer (von 4,8 Mio. Einwohnern) sahen die Sendung und entfachten in der norwegischen Öffentlichkeit eine breite und kontroverse Diskussion über die Gender-Forschung. Die Universität Tromsø reagierte auf die heftige Debatte und schaltete sich mit diesem Vortrag in die Diskussion ein: „Ist die Welt wie sie sein sollte? Die Beziehung zwischen Sein und Sollen in der Gender-Forschung.“ Bereits wenige Wochen danach beklagte die Professorin Jorunn Økland, Direktorin des Centre for Gender Research in Oslo, die negativen Auswirkungen dieser Debatte auf die Gender-Forschung: „Stattdessen wurde ein vielfältiger und multidisziplinärer Bereich von dem [Debatten-]Sturm hinweggefegt, aber nicht völlig vernichtet. Das bedeutet, dass ein Großteil dieser äußerst vielversprechenden und qualitativ hochwertigen Forschung noch lange Zeit brauchen wird, bis er sich wieder erholt hat.”
Das politische Ergebnis war erstaunlich: Der Nordic Council of Ministers beschloss die Schließung des Nordic Gender Institute (NIKK) zum 31.12.2011, das seinen Sitz an der Universität Oslo hatte. Der Research Council of Norway hatte die Finanzierung der Genderforschung gestoppt, für die im Vorjahr noch 56 Mio. NOK (ca. 7,6 Millionen €) zur Verfügung standen.
Ab September 2012 wird das NIKK zu einem „Organ für Zusammenarbeit“ („cooperation body“) der Nordischen Länder reorganisiert. Mit den Worten “NIKK ist tot – lang lebe NIKK!“ verabschiedete sich die Direktorin Solveig Bergman mit der Erklärung: „Die Schließung von NIKK als unabhängiges Institut erfolgt vor allem deshalb, um Einsparungen zu erzielen, Verwaltungsressourcen zu reduzieren und um Synergieeffekte zu nutzen.”
Wie Professorin Päivi Naskali von der Universität Lappland und Vorsitzende des finnischen Hilma Network for Gender Studies den Vorgang beurteilte, lässt allerdings vermuten, dass noch andere Gründe eine Rolle gespielt haben mögen, die nicht in der Öffentlichkeit diskutiert wurden: „Zuletzt bringen wir unsere Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass die Entscheidungsfindung in der Frage so schnell war und dass die Sache nicht transparent gehandhabt wurde.“
Die norwegische Zeitung Aftenposten kommentierte diesen beispiellosen Vorgang: „Eineinhalb Jahre nach der Brainwashing-Debatte wird das norwegische Gender-Forschungsprogramm fallengelassen. … Die Debatte hat den Ruf der Forschung beschädigt.“
Von der deutschen Presse ist das Ereignis noch nicht mittlerweile zur Kenntnis genommen worden (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 23.9.12, Junge Freiheit vom 21.9.12), nachdem es vielfach in der Bloggerszene diskutiert wurde.
Der norwegische Wissenschaftsjournalist Bjørn Vassnes gibt auf dem Blog der European Union of Science Journalists’ Associations (EUSJA) aufschlussreiche Hintergrundinformationen: „In Norwegen sind die Sozialwissenschaften mehr von Ideologie und der Angst vor der Biologie dominiert als in anderen Ländern. Dies hat eine lange Tradition und reicht bis in die 60er Jahre zurück. Die Sozialwissenschaften wurden sehr von der Ideologie der Sozialdemokraten beeinflusst, die darauf stolz waren, dass Norwegen das egalitärste Land der Welt war. … Es gab Diskussionen darüber, weshalb es im egalitärsten Land der Welt hinsichtlich Berufsausbildung und Berufswahl größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab als in anderen Industrieländern. Dies nannte man das ‚Geschlechter-Gleichheits-Paradox’, für das niemand eine Erklärung fand. Man reagierte darauf mit noch größeren Anstrengungen, um endlich die Geschlechtergleichheit zu erreichen. Dieses ‚Paradox’ kann man natürlich leicht erklären, wenn man die Evolutionspsychologie berücksichtigt: Da die Frauen in Norwegen aufgrund des hohen Lebensstandards auch mit ‚weiblichen’ Berufen wie z.B. Krankenschwester ein gutes Auskommen haben, entscheiden sie sich jetzt für Karrieren, die ihren psychologischen Bedürfnissen entsprechen. Aber wenn man so etwas laut sagt, erlebt man wahre Spießrutenläufe.“
Stephen L. Black, emeritierter Psychologieprofessor der kanadischen Bishop’s University Sherbrooke in Quebec, zollte der TV-Dokumentation von Harald Eia höchstes Lob: „Dies ist eine ausgezeichnete Dokumentation. Sie ist provokativ und informativ, und sie setzt einen Exzellenzstandard für die Präsentation wissenschaftlicher Informationen für die Öffentlichkeit.“
Die norwegische Organisation Fritt Ord (Freies Wort), die sich für die Unterstützung der Redefreiheit einsetzt, verlieh Harald Eia im Jahr 2010 den Fritt-Ord-Ehrenpreis für die „Auslösung einer der heftigsten Debatten über die Forschung in der letzten Zeit.“ Anlässlich der Preisverleihung sagte die Soziologieprofessorin Grete Brochmann, Harald Eia habe mit seiner ungewöhnlichen Dokumentation „die Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zwischen Ideologie und Forschung gerichtet und eine Diskussion über ‚gefährliche Ergebnisse’ und das Verhältnis zwischen Wissen, Werten und Politik eröffnet.“
Andreas Unterberger, österreichischer Journalist und ehemaliger Chefredakteur der Presse und der Wiener Zeitung, hat folgende Antwort auf das norwegische Gender-Paradox gefunden: „Je reicher und freier eine Gesellschaft ist, umso weniger zwingt der ökonomische oder politische Druck zu Lebensentwürfen, die dem eigenen biologischen Programm widersprechen.“
Eine Übersicht über die TV-Dokumentation (7 Filme) gibt es hier zu lesen mit weiterführenden Links zu den Videos (Norwegisch mit englischen Untertiteln).
Den ersten Film über Gender gibt es auch mit deutschen Untertiteln.
[…] recht umfangreiche und informative Dokumentation findet sich beim DIJG: http://www.dijg.de/blog/gender-mainstreaming/gehirnwasche-statt-wissenschaft-92 (7.9., mit […]
Schön, das sie in Bezug auf das Geschlecht die Biolgie betonen.Aber wehe jemand deutet an, dass Homosexualität eine biologische Anlage hat.
Sehr wissenschaftlich.
Es ist eine großartige Serie, ich hoffe sie wird auch in Deutschland ausgestrahlt!
[…] nicht berichtet, wie sie auch keine Erwähnung in dem aktuellen Zeit-Artikel finden. Deshalb hier eine sehr subjektive Quelle mit dem Versuche einer einigermaßen objektive Darstellung der […]
[…] recht umfangreiche und informative Dokumentation findet sich beim DIJG: http://www.dijg.de/blog/gender-mainstreaming/gehirnwasche-statt-wissenschaft-92 (7.9., mit Updates) Bewerten:Share this:TwitterFacebookE-MailGefällt mir:Gefällt mirSei der […]
[…] in Anlehnung an den Artikel von Marion Gebert, Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft: Gehirnwäsche-statt-Wissenschaft. Abdruck mit Genehmigung der […]
Das Gehirn ist das größte „Geschlechtsorgan“. Dort finden sich die wichtigsten, prägendsten und auch bereicherndsten Unterschiede zwischen Frau und Mann in den Bereichen „physiologische Abläufe“, „zentralnervöse Informationsverarbeitung“ und „genuinen, also angeborenen Denk- und Bewertungsprinzipien“. In Denk- und Bewertungsprinzipien, welche sich eben nicht einfach beispielsweise mit unterschiedlichen sozialen Erfahrungen in der Kindheit oder sonstigen sozio-kulturellen Einflüssen erklären lassen.
Frauen haben z. B. mehr graue Gehirnzellen und weniger verknüpfende Nervenfasern im Gehirn: „Frauen können die einen Dinge besser, Männern die anderen; wir müssen lernen, einander zu helfen“.
Damit und mit weiteren Unterschieden in den männlichen und weiblichen Gehirnen ist eine optimale Ergänzungsmöglichkeit der beiden Geschlechter trotz Konfliktstoff gegeben; Gleichheit kann sich höchstens addieren, Verschiedenheit kann wesentlich mehr erreichen (siehe „Vergewaltigung der menschlichen Identität; über die Irrtümer der Gender-Ideologie“)