Ein homosexuell empfindender Mann spricht sich gegen den baden-württembergischen Bildungsplan aus

Marcel fordert das Recht zu prüfen, ob die eigene Lebensgeschichte etwas mit seiner Homosexualität zu tun hat.
© Demo für Alle
Auf der 6. Demo für Alle am 11. Oktober 2015 in Stuttgart hat ein homosexuell empfindender Mann namens Marcel vor den über 5300 Teilnehmern über seine Bedenken gegen den baden-württembergischen Bildungsplan gesprochen. In seinem Statement [pdf] problematisiert er die Darstellung im Bildungsplan, wonach homosexuelles Empfinden „angeboren und unveränderbar“ sei. Ginge es nach dem Bildungsplan „hätte [man] mir geraten, als Schwuler zu leben, und mir erklärt: Nicht ich habe ein Problem, sondern die Gesellschaft, die Homosexuelle nicht akzeptiert.“
Diese Erklärung im Sinne des Bildungsplans hätte ihn um wichtige Erkenntnisse gebracht, so Marcel. In seinem Leben habe er einen Zusammenhang zwischen lebensgeschichtlichen Ereignissen und seiner Sexualität entdeckt, die von beschämenden Missbrauchserfahrungen in der Kindheit geprägt worden sei. „Ich hätte nie entdeckt, dass ich in einem homosexuellen Kontakt nur die Abneigung gegen mich selbst überwinden will und gar keine echte Partnerschaft suche.“
In seinem Statement verwies er auch auf die faktische Fluidität der sexuellen Orientierung, die in den Teenager-Jahren noch stark schwanke und sich oft erst im jungen Erwachsenenalter in Richtung Heterosexualität stabilisiere. Der Bildungsplan, so seine Befürchtung, nähme „Menschen wie mir das Recht auf die eigene Lebensgeschichte, das Recht, über erlittene Verletzungen zu klagen, das Recht, das eigene Innenleben selbst zu ordnen und zu bewerten, das Recht, sich für das Ideal von Familie mit einer liebenden Mutter und einem liebenden Vater einzusetzen.“
Marcel gehört zur Bruderschaft des Weges, eine Gemeinschaft von Männern verschiedener christlicher Konfessionen, in deren Leben gleichgeschlechtliche Empfindungen eine Rolle gespielt haben oder spielen. Manche von ihnen sind inzwischen verheiratet, weil sie eine Veränderung ihrer sexuellen Orientierung erlebt haben; andere sind ledig, weil sie sich noch im Prozess einer Veränderung befinden; und andere sind ledig und werden dies auch bleiben, sie haben sich für eine sexuelle Abstinenz entschieden, weil sie für sich keine Veränderung ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung sehen können.
Das war echt mutig von ihm. Ich war auch in der Demo 🙂
Dazu kenne ich ein hilfreiches Bibelzitat: „Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht – um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.“ (Matthäus 19,12)